Das „Spinnen im Flug“ ist das, was die meisten Menschen irgendwie vor Augen haben, wenn sie an das Spinnen mit der Handspindel denken: Die Spindel hängt frei drehend am gerade gesponnenen Faden, während die Hände weiter die Fasern ausziehen. Allerdings laufen beim Spinnen im Flug viele Bewegungen und Schritte parallel ab, und das kann ganz schnell Hektik verbreiten und das Gefühl vermitteln, ein drittes Paar Arme zu brauchen…
Die „Park&Draft“-Methode ist eine Spinntechnik, mit der oft die Anfänge des Spinnens an der Handspindel vermittelt werden. Mit dieser Technik kannst Du nämlich langsam und in Ruhe arbeiten, ohne dass die sich drehende Spindel zu viel Hektik verbreitet.
Genau das ist es auch, was mich immer wieder zu dieser Technik zurückkehren lässt, obwohl ich mich nicht mehr als Anfänger sehe. Ich verwende Park & Draft immer dann, wenn ich langsam arbeiten möchte, weil entweder die Fasern etwas schwierig zu arbeiten sind oder meine Hände etwas Neues ausprobieren möchten. Und wenn ich es mir ganz genau überlege, funktioniert das Spinnen mit meinen Lieblingsspindeln im Grunde auch wie Park & Draft – vielleicht ist es deshalb so entspannend?
Beim Park&Draft werden die einzelnen Schritte des Spindelspinnens zeitlich voneinander getrennt und nacheinander abgearbeitet, sodass das Ganze relativ stressfrei ablaufen und Du Dich auf das richtige Ausführen der Bewegungen konzentrieren kannst. Wenn dann die Bewegungen in Fleisch und Blut übergegangen sind, gehst Du meistens automatisch zum Spinnen im Flug über, weil Dir das Park & Draft dann nämlich zu langsam wird.
Was bedeutet „Park & Draft“?
„Park & Draft“ kann man ganz grob mit „Parken und Ausziehen“ übersetzen. Wenn man es ganz genau nehmen wollte, könnte man die Technik auch „Spin, Park & Draft“, also „Drehen, Parken und Ausziehen“ nennen, dann wäre sie quasi selbsterklärend.
So geht Park & Draft
Die einzelnen Schritte beim Spinnen ganz allgemein sind im Grunde:
- Fasern ausziehen
- Drall einfügen
- Aufwickeln
Schritt 1 und 2 laufen beim Spinnen im Flug parallel ab. Für das Park & Draft trennt man die einzelnen Schritte voneinander:
- Drall sammeln, indem man die Spindel andreht. Dabei bilden Daumen und Zeigefinger der Faserhand eine Drallsperre. Der Drall sollte nicht in den Faservorrat gelangen.
- Parken. Die Spindel wird angehalten und irgendwo eingeklemmt (unter dem Arm, zwischen den Knien), damit sie sich nicht mehr zurückdrehen kann.
- Bei geparkter Spindel wird die Drallsperre von der Faserhand an die Spindelhand übergeben. Der Drall sollte dabei nicht an der Sperre vorbei in den Faservorrat flutschen, sonst wird das Ausziehen schwer.
- Fasern ausziehen und Drall dabei verteilen. Dabei gleitet man mit den Fingern der Drallsperre an den gerade ausgezogenen Fasern entlang. Es ist nie Drall zwischen Spindelhand und Faserhand. Bei Bedarf geht es zurück zu 1.
- Aufwickeln, wenn der Faden eine Armspann-Länge erreicht hat.
Dadurch, dass Du erst den Drall sammelst und danach in Ruhe Stück für Stück die Fasern ausziehst, hast Du alle Zeit, die Du brauchst. Du musst nicht mit einem Auge darauf achten, ob die Spindel schon wieder zurückdreht, während die Finger in Windeseile den von der Spindel produzierten Drall verteilen müssen. Alles läuft nacheinander ab und Du kannst einfach sehen, wie viel Drall Du im Faden hast.
Ich habe an dieser Stelle auf eine umfassende Bebilderung verzichtet, denn bei Chantimanou und anderswo auf youtube gibt es jede Menge Videos dazu.
Mein Park & Draft Cheat Sheet
Aber ich hab hier ein kleines Cheat Sheet für Dich. Lade es Dir gerne herunter, dann hast Du es immer dabei.
Wenn es Dich interessiert: Ich bin dabei, Kurse zum Thema Handspinnen aufzubauen. Im Kurs „Mach Dein eigenes Garn“ gehen wir von der Faser zum Faden all diese Schritte gemeinsam durch und ich kann Dir bei Deinen ersten Schritten an der Handspindel zur Seite stehen.
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