Du möchtest gerne mal das Handspinnen ausprobieren? Du bist Dir aber noch nicht sicher, ob das was für Dich ist und möchtest (noch) nicht in eine Spindel investieren? Hier zeige ich Dir eine Anleitung, wie Du mit 3 – 4 einfachen Materialien selber verschiedene Handspindeln bauen kannst – Kopfspindel, Fußspindel oder „Maya“-Spindel. Und falls Du zufällig Zugang zu einem 3D-Drucker hast, kannst Du Dir auch eine Spindel drucken.

Eine Fallspindel bauen

Fallspindeln bestehen aus einem Spindelstab und einem Wirtel (das ist die Scheibe im Bild oben). Der Wirtel kann verschiedenste Formen und Größen haben, und Form und Größe wiederum haben einen Einfluss darauf, wie die Spindel sich dreht (z. B. schnell und kurz oder langsam und lange).

Oft wird am oberen Ende auch ein Haken angebracht, das ist allerdings nicht unbedingt erforderlich.

Je nachdem, wo der Wirtel sitzt, hat man eine Fuß- bzw. Tiefwirtelspindel oder aber eine Kopf- bzw. Hochwirtelspindel in der Hand. Welche Du verwendest, ist eine Frage der Vorliebe und Du probierst es am besten aus. Das Gute ist: mit dieser Anleitung kannst Du beide bauen. 🙂

Zum Bauen selbst ist es hilfreich, wenn Du Säge, Bohrer, Feile, Schleifpapier und Bleistift zur Hand hast.

Du brauchst …

Zutaten zum Bauen einer Spindel liegen auf einem Holztisch. Ein Rundstab, Kabeldurchführungstüllen, ein kleiner Haken, eine Spanscheibe 10 cm mit Loch in der Mitte, eine CD.
Aus diesen Dingen kannst Du eine Kopf- oder eine Fußspindel bauen.

… eine Scheibe mit einem Loch genau in der Mitte, z. B. eine alte CD oder eine Spanplatte. Die Platte sollte nicht zu schwer und nicht zu leicht sein, für die gesamte Spindel ist ein Gewicht von 30 g bis 50 g am Anfang gut geeignet. Eine CD ist eher auf der leichten Seite, eventuell kann man sie durch dekorative Elemente (aufgeklebte Perlen etc.) noch etwas schwerer machen. Auch Spielzeug-Räder aus Holz oder in Scheiben geschnittene Türstopper wären denkbar. Die sind jedoch schwerer und haben einen kleineren Durchmesser, dadurch drehen sie recht schnell. Das finde ich persönlich gerade am Anfang nicht ganz so einfach. Meine Scheibe ist von Bütic (klicke hier entlang) und hat die Maße 10 cm / Loch 1 cm / Dicke 3 mm.

… einen Rundstab, ca 25 -27 cm lang. Der Durchmesser des Stabes sollte 1-2 mm kleiner sein als das Loch in der Scheibe. Mein Rundstab war aus Buche und 8 mm dick. Sowohl die glatten als auch die geriffelten funktionieren, aber sie müssen gerade sein. Im Baumarkt sind viele krumm und schief, daher lege ihn vor dem Kauf gegen eine Regalwand im Baumarkt und prüfe, ob er auch beim Drehen gerade ist.

Kabeldurchführungstüllen (ich liebe dieses Wort!). Die gibt es in verschiedenen Ausführungen zu kaufen, am besten, Du bemühst die Suchmaschine Deiner Wahl mit diesem Suchbegriff. Die Maße der Tüllen müssen auf die Dicke der Scheibe und den Durchmesser des Stabes abgestimmt sein (in meinem Fall 3 mm und 8 mm). Der äußere Durchmesser der Tülle sollte gut in das Loch der Scheibe passen, das war bei mir etwas zu eng (11 mm mussten in 10 mm …) und daher fummelig.

Nahaufnahme Kabeldurchführungstülle in der Mitte des Wirtels einer Handspindel.
So sieht die fertig in das Loch reingefummelte Kabeldurchführungstülle aus. Sie sollte idealerweise dafür sorgen, dass sich der Wirtel in Einheit mit dem Stab dreht (und nicht unabhängig von ihm).

… einen offenen Haken mit Gewinde, wenn Du einen verwenden möchtest. Er sollte nicht zu klein sein, denn da führst Du später den Faden durch. Die Spindel funktioniert aber auch ohne Haken.

So baust Du die Fallspindel zusammen

  1. Bereite den Spindelstab vor, indem Du ihn ggf. auf die richtige Länge absägst und mit Schleifpapier glattschleifst. Eine Länge von 25 – 27 cm sind in der Regel ganz gut (die Stäbe im Bild sind 26 cm lang). Lass sie lieber etwas zu lang als zu kurz.
  2. Prüfe, ob die Kabeldurchführungstüllen (dieses Wort!) gut in das Loch der Scheibe passen. Sie dürfen nicht zu locker sitzen, denn es ist wichtig, dass Stab und Scheibe eine so enge Verbindung haben, dass sie nicht gegeneinander verrutschen. Wenn Du den Stab andrehst, muss der Wirtel mitgetragen werden. Wenn Du das Gefühl hast, es passt gut, verziere gerne noch die Scheibe, bevor Du endgültig die Kabelduchführungstülle einsetzt. Das Einsetzen ist manchmal etwas fummelig.
  3. Nun kannst Du, wenn Du einen Haken verwenden möchtest, ein Loch in eine Stirnseite des Stabes bohren. Den Haken würde ich erst eindrehen, wenn die Scheibe auf dem Stab steckt.
  4. Nun kommt der Stab auf die Scheibe – einfach draufschieben. Je nachdem, ob Du eine Hochwirtel- oder eine Tiefwirtelspindel haben möchtest, ist die Scheibe näher am Haken (=oben) oder weiter weg (=unten). Probiere einfach beides aus.
  5. Haken eindrehen.
  6. Fertig!
Kopfspindel und Fußspindel, selbstgebaut, liegen auf einem Holztisch.
Links eine Fußspindel, rechts eine Kopfspindel. Beide sind aus einfachen Zutaten selbst gebaut.

Wenn Du keinen Haken hast, arbeitest Du am besten mit einem Halbschlag, um den Faden an der Oberseite der Spindel zu befestigen.

Die einfachste Spindel der Welt bauen

Fallspindel zu kompliziert? Du hast grad keine CD zur Hand? Versuch es doch mal mit dieser Art Spindel:

Maya-Spindel, angesponnen mit weißen Fasern, liegt auf einem Holztisch.
Die einfachste Spindel überhaupt (mal abgesehen von einem Zweig): eine Maya-Spindel.

Ich habe sie unter dem Begriff „Maya-Spindel“ kennengelernt, bin mir aber nicht sicher, was die Maya damit zu tun haben. Man hält den Stab fest und wirbelt die flache Leiste einfach immer in eine Richtung herum. In diesem youtube-Video wird gezeigt, wie das funktioniert.

Du brauchst:

... einen Rundstab

… eine Holzleiste ( meine mißt 20 cm x 3 cm)

… eine Perle o.ä.

… Kleber oder Holzleim (für die Perle)

Zutaten zum Bauen einer Maya-Spindel. Rundstab, Holzperle, flache Holzleiste mit Bohrung.
Material für die einfachste Spindel der Welt

So baust Du die einfachste Spindel der Welt

  1. In die Holzleiste an einem Ende mittig ein Loch bohren, das deutlich größer ist als der Stab, der durchgesteckt wird. Die Leiste muss sich leicht um den Stab drehen können.
  2. An einem Ende des Rundstabes klebst Du eine große Perle an. Du kannst auch etwas aus Fimo, Knete oder Ton basteln.
  3. Rundstab durch das Loch der Leiste stecken
  4. Fertig!

Spindeln aus dem 3D-Drucker

Auf einem Workshop habe ich einmal von einer ganz lieben Person eine Spindel geschenkt bekommen, deren Wirtel mit einem 3D-Drucker hergestellt worden war. Das war sehr faszinierend, denn so kann man nicht nur die unterschiedlichsten Formen entwerfen, sondern das Programm sagt einem auch, wie schwer mein Wirtel wird und man kann somit das Spindelgewicht festlegen. Außerdem kann man die Form der Wirtel feintunen für die gewünschten Laufeigenschaften. Wie cool ist das denn bitte?!

zwei 3D-gedruckte Spindeln sitzen auf einem Holzbalken vor Petunien in Blumenkästen. Im Hintergrund ist eine Berglandschaft zu sehen. Die Kreuzspindel hält etwas gesponnenen Faden aus weißer Wolle.
Eine Kreuzspindel (rechts) und eine Tiefwirtelspindel (links) aus dem 3D-Drucker. Der Holzstab ist natürlich nicht aus dem 3D-Drucker, nur die Wirtel. Aber wenn es mal wieder keine geraden Stäbe im Baumarkt gibt, kann man sich sicher auch einen Stab drucken…

Ich habe versucht, mich in so ein Design-Programm einzufuchsen, aber am Ende hat es mich zu viel Zeit gekostet. Und so überlasse ich das dann doch lieber Menschen, die sich damit auskennen und Spaß daran haben. Wenn Du so jemand bist, kannst Du ja mal auf Plattformen wie thingiverse auf die Suche gehen, vielleicht hat jemand auch schon eine Datei hochgeladen. Oder Du erstellst eigene Entwürfe z.B. bei tinkercad oder SketchUp .

Das Material, aus dem gedruckt wird, ist nicht immer „Plastik“. Das Polymer, das in diesen Spindeln verwendet wurde, ist ein Polymer aus Milchsäure, und es gibt sogar etwas auf Holzbasis. Ich glaube, dazu muss ich auch nochmal recherchieren…

Viel Spaß beim Nachbauen!


Noch ein paar Tipps gefällig? Hier habe ich meine besten Empfehlungen für Spinn-Anfänger zusammengefasst. Und hier ist mein Artikel zu verschiedenen Spindeltypen.