Bei der letzten Schur blutete mir ja ein kleines bißchen das Herz, als ich sehr schöne Vliesteile aussortieren musste, weil sie eine Farbmarkierung trugen. Solche Farbmarkierungen sind manchmal nötig, um z. B. Tiere zu kennzeichnen, die man ganz schnell auf einen Blick in der Herde wiederfinden will und nicht erst die Ohrmarkennummern raussuchen kann. Oder um zu sehen, welche Schafdame schon Besuch vom Bock hatte 🙂 .
Ich nahm also kurzerhand die aussortierten farbigen Vliesteile mit (es waren zum Glück nicht so viele) und führte ein Wasch-Experiment durch: Geht die Farbe in meinem Standard-Wasch-Prozess raus? Die Hersteller beschreiben diese Farben manchmal als „auswaschbar“, aber z. B. Spinnereien nehmen Wolle mit Farbmarkierungen nicht an.
Die verwendeten Farben
Eine kurze Recherche zum Thema „Farbmarkierungen für Schafe“ brachte zwar etliche Produkte zutage, aber leider fand ich keine genauen Angaben zu Inhaltsstoffen.
Es gibt Wachsblöcke, die als Deckanzeiger für Schafe dienen. Diese Wachsblöcke enthalten (der Name sagt es) neben den Pigmenten Wachs und Paraffine. Wachse und Paraffine sind nicht so richtig gut wasserlöslich und man braucht geeignete Bedingungen (Detergenz, Temperatur), um sie zu lösen und somit von der Wolle zu entfernen.
Neben diesen Wachsblöcken gibt es Markiersprays und als auswaschbar bezeichnete Stempelfarbe. Bei manchen Farbsprays steht „6 Monate regenbeständig“ auf dem Etikett – daraus schließe ich, dass es ebenfalls nicht so richtig gut wasserlöslich ist. Für die meisten Produkte machen die Hersteller zur Löslichkeit (in welchem Lösungsmittel auch immer) keine Angaben.
Ich erinnere mich an eine Charge kardierte Wolle, die ich mal gekauft hatte, die enthielt knallpinke, fest in der Wolle haftende Krümel. Damals vermutete ich auch eine Art Stempelmarkierung, die dann doch nicht auswaschbar war – allerdings konnte ich keine Informationen dazu bekommen, was das für Farbe war.
In Ermangelung von klaren Daten muss ich mir also selber was zusammenreimen, und meine Gedanken dazu gehen in die folgende Richtung:
- Die Markierung ist wichtig und soll weithin und lange sichtbar sein (sonst bräuchte man sich diese Mühe nicht machen).
- Was lange und weithin sichtbar sein soll, muss auch haltbar sein und sich gut mit der Wolle verbinden. Ergo: es darf sich eigentlich nicht gut auswaschen, ausbleichen oder abklopfen lassen. Der Verwendungszweck der Markierungsmittel steht also im Gegensatz zu der Anforderung, leicht und rückstandsfrei von der Wolle entfernt werden zu können.
Mein Standard-Wasch-Prozess mit Unicorn Power Scour
Für meinen Standard-Wasch-Prozess nehme ich heißes Wasser aus der Leitung und Unicorn Power Scour (die letzten Reste, es ist zu meinem Leidwesen gar nicht mehr so leicht in Europa zu bekommen). Die Wolle tue ich in Wäschenetze, und dann kommt sie erst 15 – 20 min in heißes Wasser ohne alles, um den größten Dreck rauszubekommen. Wenn die Wolle sehr arg dreckig ist, weiche ich sie auch über Nacht in kaltem Wasser ein und trockne sie, bevor es mit dem Detergens weitergeht. Alternativ bleibt sie nass, aber ich erhöhe langsam wieder die Temperatur, bevor sie zum heißen Waschschritt übergeht.
Danach kommt sie wieder in heißes Wasser, diesmal mit Power Scour, wieder 15 – 20 min. Bei der Dosierung richte ich mich nach den Herstellerangaben (1 EL = 10 ml pro 500 g fettige Wolle, tendenziell auch etwas weniger). Wichtig ist dabei, dass die Wolle nicht in dem Detergens-haltigen Wasser wieder abkühlt – das Lanolin wird wieder fest und würde sich wieder auf die Wolle legen, das wollen wir nicht. Anschließend wird sie gespült, bis kein sichtbarer Dreck mehr rauskommt (meist 1–2 x).
Das Ergebnis: Leuchtende Farben
Das Ergebnis nach dem Standard-Waschprogramm: Die Wolle ist schön sauber – und die Farben leuchten …
Bei näherer Betrachtung der gewaschenen Wolle stellte ich fest: Die rote Farbe weichte ordentlich auf und machte rote Finger. Die Farbe fühlte sich schmierig an – vielleicht war das so eine wachshaltige Markierung? Das Rot ließ sich jedenfalls von den Fingern abwaschen, also muss das mit dem „auswaschbar“ ja irgendwie doch stimmen …
Ich nahm also eine rote Locke und rieb die rote Farbe mit den Fingern. Und siehe da: Das Waschwasser (mit einem kleinen Schuß Spüli) wurde knallrot und die Farbe kam ab! Also doch auswaschbar? Ich entfernte die Farbklumpen so gut es ging. Nach dem Trocknen blieb aber leider immer noch ein rötlicher Schimmer auf den Fasern zurück.
Mein Fazit ist also: Ja, kann man Farbmarkierungen auswaschen. Aber es geht nur, wenn man sich jeder Locke einzeln widmet, und selbst dann geht es nicht rückstandsfrei raus. Das ist sehr zeitaufwändig und der Erfolg ist überschaubar. Für mich bleibt es dabei: Diese Vliesteile sortiert man besser raus und verarbeitet sie separat – zu Artyarn vielleicht? Dann muss man die Farbe auch gar nicht rausbekommen.
Aus der Community erreichten mich auch noch Tipps: So soll der Orangenreiniger von Frosch hier sehr gute Ergebnisse erzielen (das werde ich mal probieren). Von anderer Seite wurde mir berichtet, dass der Pottasche-Waschprozess die Farben auch nicht komplett entfernen kann …
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