Wer an Handspindeln denkt, hat oft das Bild einer “klassischen” Fallspindel vor Augen. Fallspindeln gibt es in ganz verschiedenen Spielarten, und alle spinnen sich etwas unterschiedlich. In diesem Artikel gehe ich verschiedenen Fragen nach: Was für Garne kann man mit Fallspindeln spinnen? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Nimmt man besser Kopfspindeln oder Fußspindeln? Worauf kannst Du beim Kauf achten? Hier kommen die Antworten – und ein paar Überlegungen, die Du anstellen kannst, um Deine perfekte Spindel zu finden.

Dieser Artikel ist Teil meiner Artikelserie “Alle meine Spindeln”.

Was für Fallspindelarten gibt es eigentlich?

Fallspindeln kann man im Grunde in zwei ganz grobe Kategorien unterteilen: Kopfspindeln und Fußspindeln. Bei Kopfspindeln ist der Wirtel am Haken-Ende angebracht, bei Fußspindeln am entgegengesetzten Ende. (Im ersten Artikel dieser Serie habe ich dazu schon mal etwas geschrieben.)

Innerhalb dieser Kategorien gibt es viele Variationen in der Wirtelform. Kreuzspindeln, deren Wirtel im Grunde zwei sich kreuzende Leisten sind, gehören zu den Fußspindeln. Auch die Schottische Dealgan gehört dazu. Vielleicht hast Du auch schon mal von den vielerorts beliebten Spulspindeln gehört. Diese Spindeln haben eine kleine abnehmbare Spule, die als Wirtel fungiert. Man schiebt sie auf den Spindelstab, wickelt den Faden auf und kann die volle Spule dann austauschen. Diese Spindeln würde ich zu den Kopfspindeln zählen, da die Spulen meist am Haken-Ende des Spindelstabes angebracht sind. Auch meine englische Lacespindel ist eine Kopfspindel.

Fallspindel Kopfspindel Lacespindel
Englische Lace-Spindel von Peter Locke.

Was für Garne kann man mit Fallspindeln spinnen?

Ganz egal in welche Kategorie man eine Fallspindel einordnen könnte, viel wichtiger ist ja die Frage: Was für Garne kannst Du damit spinnen?

Nun, Fallspindeln sind sehr versatil, d.h. Du kannst sehr unterschiedliche Garne damit spinnen: Dicke Garne und dünne Garne, Kammgarne und Streichgarne. Vielleicht nicht alles mit einer Spindel, aber mit einer kleinen Auswahl Fallspindeln kannst Du ein ziemlich breites Garnspektrum abdecken. Auf Fallspindeln kann man auch problemlos zwirnen, weil man sie in beide Richtungen drehen kann. Ich erwähne das hier explizit, weil es auch Spindeln gibt, bei denen das nicht so ohne weiteres möglich ist (bzw. sehr mühsam).

Das einzige, was mit Fallspindeln wirklich mühsam zu spinnen ist, sind sehr kurze, vor allem kurze und rutschige Fasern. Einmal wollte ich Angorafasern mit einer Fallspindel spinnen. Ich habe meine allerleichteste und allerschnellste Kopfspindel vom Regal genommen – und sie nach 2 Minuten wieder reingehängt. Das war kein Spaß. Ständig riss mir der Faden, bevor ich auch nur ans Ausziehen denken konnte. Ich habe dann stattdessen eine unterstützte Spindel genommen. Also: Angora, aber auch Kaschmir, Baumwolle, Katze etc. lassen sich mit anderen Spindeltypen besser spinnen als mit Fallspindeln.

Welche Garne mit einer spezifischen Spindel möglich sind, wird im wesentlichen von ihren technischen Merkmalen bestimmt. Schauen wir uns das mal genauer an.

Technische Merkmale – die Spindeldimensionen

Im ersten Artikel habe ich schon kurz darüber gesprochen: je nachdem, wie die Spindel (und insbesondere ihr Wirtel) dimensioniert ist, kann man dickere oder dünnere Fäden damit spinnen. Wir erinnern uns, wichtig sind zwei Faktoren:

  1. das Gewicht der Spindel. Der Faden, den ich spinne, muss das gesamte Gewicht der Spindel tragen. Wenn der Faden sehr dünn sein soll und die Spindel sehr schwer ist, dann wird der Faden das Gewicht nicht halten können und oft reißen. Umgekehrt gilt auch: eine sehr leichte Spindel hat einfach nicht genug Wumms (aka Drehmoment), um ein dickes Garn zu verdrehen. Merke: Dünne Fäden – leichte Spindel , dicke Fäden – schwere Spindel.
  2. Durchmesser und Form des Wirtels (und natürlich sein Gewicht, aber das geht in das Gesamtgewicht der Spindel ein). Wir erinnern uns an den Eiskunstläufer, der Pirouetten dreht: Spindeln mit ausladendem Wirtel drehen sich langsamer als Spindeln mit kugelförmigem Wirtel. Bei Spindeln mit ausladendem Wirtel ist der Masseschwerpunkt weit verteilt, sie produzieren also langsamer Drall als Spindeln mit kleinem, kugelartigem Wirtel (Masseschwerpunkt nah am Spindelstab). Merke: breiter Wirtel – langsam, schmaler Wirtel – schnell.

Für dickere Garne würde ich also eine schwerere Spindel mit ausladendem Wirtel wählen (z. B. 30 – 40 g, z. B. 7–8 cm Wirteldurchmesser), für dünne Garne eine deutlich leichtere Spindel mit schmalerem Wirtel (z. B. 15 – 20 g, 4 – 6 cm Durchmesser). Meine Kreuzspindeln kommen bei relativ geringem Gewicht sogar auf 12 cm Wirteldurchmesser (und drehen dadurch immer etwas langsamer als Spindeln mit gleichem Gewicht, aber kleinerem Wirtel). Mit einer Kreuzspindel fällt es mir sehr schwer, zu viel Drall zu produzieren, d. h. die Garne, die ich mit ihnen spinne, können dünn sein (weil die Spindel leicht ist), aber sie sind meist weicher und flauschiger, weil sie wenig Drall haben (die Spindel dreht halt nicht so schnell).

Fallspindel Fuss-Spindel Tiefwirtelspindel
Eine Fußspindel mit quadratischen Wirtel. Sie ist vergleichsweise schwer, spinnt aber ganz hervorragend.

Übrigens müssen Wirtel überhaupt nicht rund sein. Sie müssen nur rund laufen. So habe ich z. B. auch eine Spindel mit quadratischem Wirtel und eine sog. “Trindle”, die 3 Speichen mit aufgesteckten Kugeln als Schwungelement hat (ich will gar nicht von einem Wirtel sprechen). Sie spinnen beide wunderbar.

Meine schwerste Spindel ist von Kromski, ihr Wirtel hat 10 cm Durchmesser, sie wiegt 83 g. Meine allererste Spindel hat einen Wirtel mit 8 cm Durchmesser und wiegt 45 g.

Was sind gute Spindeldimensionen?

Was gute Spindeldimensionen sind, hängt natürlich (Du ahnst es) stark davon ab, was für Garne Du spinnen möchtest. Vieles merkt man auch erst beim Ausprobieren. Am besten, ich erzähle Dir mal von meiner ersten Spindel, dann wird das Ganze etwas anschaulicher.

Meine allererste Spindel war eine recht einfache, hübsch bunt angemalte Kopfspindel. Ich hatte sie für kleines Geld bei einem bekannten Auktionshaus erstanden, und sie kam mit einer kleinen Faserprobe Eiderwolle.

Der Spindelstab war ein Rundstab aus dem Baumarkt, der Wirtel muss auch aus dem Baumarktsortiment stammen (aber ich bin nicht sicher, was es war – ein Spielzeugrad, wie es für viele Spindeln in “Anfängersets” verwendet wird, war es jedenfalls nicht.). Oben war ein Haken eingedreht, ebenfalls Baumarktsortiment, aber die Bemalung war per Hand und mit Liebe zum Detail gefertigt.

Aufsicht auf den bemalten Wirtel einer Hochwirtelspindel. Hellblauer Hintergrund mit kleinen blauen Blüten und grünen Ranken handbemalt.
Meine erste Spindel von oben. Wie man sieht, ist der Haken direkt in den Wirtel eingedreht. Sie ist so hübsch bemalt, dass ich sie total gerne zur Hand genommen habe – wie ich finde ein wichtiger Faktor bei einer Kaufentscheidung.

Die technischen Daten meiner ersten Spindel:

  • Gewicht 45 g
  • Wirteldurchmesser 8 cm
  • Stablänge 31 cm.

Hat die Spindel gut gesponnen? Für meine ersten Garne war sie toll, nicht zuletzt, weil ich sie schon wegen der Bemalung gerne in die Hand genommen habe. Sie hat sich gedreht, ich habe mit ihr Garne rausbekommen und nicht gegen sie gekämpft. Der Spindelstab war schön lang, so dass ich auch mit viel aufgewickeltem Faden noch Platz zum Andrehen der Spindel hatte.

Über die Zeit sammelte erwarb ich weitere Spindeln und konnte sie miteinander vergleichen. Somit fielen mir dann Punkte auf, die ich heute bei einer Spindel eher vermeiden würde.

  1. Über dem Wirtel ist die Spindel zu Ende. Dadurch wird der Faden recht eng über den Wirtel geführt. Mir fällt es dadurch im Spinnfluss nicht ganz so leicht, nach dem Aufwickeln den Faden wieder einzuhaken, weil er auf dem Wirtel entlangrutscht. Wenn ich mir jetzt eine Spindel kaufe, müsste der Spindelstab durch den Wirtel hindurchgehen und oberhalb des Wirtels ca 2cm herausragen.
  2. Der Wirtel hat keine Kerbe. Ich habe für mich festgestellt, dass es sich besser spinnt, wenn der Faden über eine Kerbe zum Haken geführt wird und so nicht durchrutschen kann.
  3. Die Spindel trudelt etwas, weil sie nicht 100% zentriert ist und der Spindelstab sehr lang ist. Das hat am Anfang überhaupt nicht gestört, weil ich ohnehin im Park-and-Draft gearbeitet habe. Aber sobald ich im Flug gesponnen habe, hat sich das bemerkbar gemacht. Durch das Trudeln landet weniger Drall im Faden, und die Energie geht eher in die Taumelbewegung (wenn Du etwas besser in Physik bist als ich, kannst Du das bestimmt genauer erklären).
Fallspindeln Kopfspindeln Fußspindeln. Fallspindeln aufgehängt an einem Lindenast, um Größenvergleich zu ermöglichen.
Verschiedene Fallspindeln. Ganz rechts meine erste Fallspindel mit einem sehr langen Schaft. Links daneben meine schwerste Spindel von Kromski. Ganz links zum Vergleich eine Spindel, mit der ich heute üblicherweise spinne, sie ist im Vergleich viel kleiner und schmaler.

Spinntechniken

Wie wird nun mit Fallspindeln gesponnen? Eine kleine Suche bei youtube wird Dir einen ersten Eindruck vermitteln, ich fasse es hier mal übersichtsmäßig zusammen. Prinzipiell hast Du zwei Möglichkeiten: “Park and Draft” oder “Im Flug”.

Andrehen der Spindel

Die Spindel wird über den Spindelstab in Drehung versetzt und hängt dann am entstehenden Faden (auch wenn die Spindel dabei z. B. in der Park-and-Draft-Methode sich nicht weiter bewegt). Dadurch hast Du beide Hände frei für das Ausziehen der Fasern.
Das Andrehen kann mit den Fingern erfolgen, vor allem wenn man anfangs noch nicht so viel Übung hat. Geübte Spinnerinnen, die auch schnell viel Drall erzeugen wollen, rollen die Spindel über den Oberschenkel an.

Auszugstechniken

Zum Ausziehen kann man bei Fallspindeln sowohl den kurzen als auch den langen Auszug und alle möglichen Zwischenformen verwenden. Ich wähle meine Auszugs-Technik immer danach aus, welche Faservorbereitung ich gerade spinnen möchte.
Für den kurzen Auszug halte ich beide Hände in der Nähe des Faservorrats und ziehe immer etwas weniger als eine Stapellänge aus. Der lange Auszug funktioniert ebenso gut, dafür bleibt eine Hand in der Nähe der Spindel und kontrolliert den ankommenden Drall, die andere Hand (Faserhand) zieht über eine Rückwärtsbewegung die Fasern aus. Dabei kann man bequemerweise auch “um die Ecke” ausziehen, d.h. man arbeitet vor dem Körper in horizontaler Ausrichtung und schont somit die Schultern.

Wenn Dir die ganzen Begriffe nichts sagen, lies gerne nochmal nach zum Thema kurzer Auszug – langer Auszug Kammgarne – Streichgarne. Es gibt auch viele youtube-Videos zu den Techniken, und Videos sind manchmal viel besser zum Erklären einer Technik als ein geschriebener Text. Chanti hat immer tolle Videos für Dich: Spinnen mit der Handspindel für Anfänger und Spinnen im langen Auszug (mit der Handspindel) zum Beispiel.

Wie wickelt man das Garn auf?

Bei Kopfspindeln wird der Faden direkt unter der Wirtelscheibe aufgewickelt und der Faden dann wieder nach oben durch den Haken geführt. Dadurch bleibt ein großes Stück des Spindelstabes frei, um die Spindel z.B. über den Oberschenkel anzudrehen. Der Faden kann entweder fein säuberlich mehr oder weniger parallel aufgewickelt werden oder quick-and-dirty im Zickzack (das geht etwas schneller, sieht aber nicht so hübsch aus).

Kopfspindel Fallspindel Faden aufwickeln
So wickle ich meinen Faden an einer Kopfspindel auf. Immer im Zickzack und dicht unter dem Wirtel. Der Faden geht durch eine Kerbe in der Wirtelscheibe zum Haken (im Bild hinter dem aufgewickelten Faden).

Bei Fußspindeln kenn ich es so, dass der Faden über der Wirtelscheibe aufgewickelt und dann um den Spindelstab spiralförmig nach oben zum Haken geführt wird. Dadurch ist der Spindelstab dann allerdings nicht gut am Oberschenkel anzudrehen (siehe “Andrehen der Spindel”). Meine Fußspindeln drehe ich immer von oben mit den Fingern nahe dem Haken an. Dadurch kann ich mit Fußspindeln nicht ganz so hohe Drehgeschwindigkeiten erreichen wie mit Kopfspindeln, die ich am Oberschenkel andrehe.

Manchmal wird gezeigt, dass der Faden bei einer Fußspindel auch unterhalb des Wirtels entlanggeführt wird, bevor er wieder nach oben zum Haken verläuft. Kann man machen. Muss man aber nicht, geht auch ohne.

Faden aufwickeln bei einer Fußspindel. Man kann den Faden zuerst unter dem Wirtel einmal um den Stab und dann nach oben zum Haken führen. Man kann aber auch einfach nach dem Auswickeln spiralförmig um den Stab nach oben zum Haken gehen. Beides ist möglich.

Eine Besonderheit unter den Fußspindeln sind die Kreuzspindeln. Hier wickelt man die Faser nicht um den Spindelstab, sondern um das Kreuz des Wirtels, immer über zwei Arme und unter einen Arm abwechselnd (über einen und unter zwei ginge vermutlich auch). Das Ergebnis ist ein hübsches Knäul, und wenn man sich den Anfangsfaden so legt, dass man ihn am Ende wiederfindet, kann man Anfang und Ende des Knäuels miteinander verzwirnen – sehr praktisch!

Fallspindel Kreuzspindel Faden aufwickeln
Über zwei und unter einen – so wickelt man den Faden bei Kreuzspindeln auf. Wenn man sehr sorgfältig darauf achtet, den Faden ganz genau neben seinen Vorgänger aus der vorigen Runde zu legen, bekommt man besonders bei bunten Garnen ein tolles Muster. Allerdings dauert das Wickeln so natürlich länger. Wem das zu viel Friemelei ist, kann auch einfach quick & dirty wickeln, das funktioniert auch, ist nur nicht so hübsch.

Eine Fallspindel kaufen – worauf kannst Du achten?

Es gibt so viele schöne Spindeln da draussen, die man kaufen könnte – aber welche ist am besten? Schauen wir uns mal an, worauf Du achten kannst.

Die richtigen Spindeldimensionen wählen

Ich werde nicht müde, es zu betonen: die Spindeldimensionen Gewicht, Länge des Spindelstabes, Wirteldurchmesser und Form müssen zu dem passen, was Du spinnen möchtest. Wenn sich Spindelgewicht und Wirteldimension widersprechen, wirst Du vermutlich wenig Freude damit haben. Außer, Du nutzt sie als Deko-Objekt… (das geht ja immer!). Und weil das natürlich keine besonders hilfreiche Aussage ist, gebe ich Dir wieder Beispiele.

Es gibt z.B. viele hübsche Fallspindeln, die mit alten Türknäufen gemacht sind. Ich habe mir bislang aber keine gekauft, weil für mich das Verhältnis von Gewicht (sehr schwer) und Wirteldurchmesser (sehr klein, d.h. produziert viel und schnell Drall und dreht daher auch schnell wieder zurück) nicht zusammenpasst. Von der Wirteldimension her müsste ich ein eher dünnes Garn mit viel Drall spinnen, aber das hohe Gewicht der Spindel wird dazu führen, dass der Faden schnell reißt. Natürlich könnte ich auch versuchen, dicke Garne damit zu spinnen, die das Spindelgewicht aushalten – aber dicke Garne brauchen viel weniger Drall als die Spindel produziert. Die Spindel wird sich bei dicken Fäden sehr schnell wieder zurückdrehen, und wenn mir das nicht auffällt, reißt mir der Faden trotzdem, weil der Drall sich einfach wieder rausdreht. Um das zu umgehen, könnte ich die Spindel anhalten, sobald sie sich zurückdreht -aber so werde ich alle Nase lang anhalten müssen, und ich komme gar nicht in einen schönen Flow.

Was für diese Art Spindel funktionieren könnte ist, sie in der Hand haltend oder aber unterstützt in einer Schale zu spinnen. (Über solche Spindeln schreibe ich in einem der folgenden Artikel).

Für den Anfang ist es vielleicht lohnenswert, eine schwerere (30 – 40g) Spindel mit breitem Wirtel und danach vielleicht eine leichtere Spindel (ca 20g) mit kleinerem Wirtel zu kaufen. So kannst Du dicke und dünne Garne spinnen und kannst das unterschiedliche Laufverhalten der Spindeln austesten.

Fallspindel Kopfspindel Fussspindel Kreuzspindel. Spindeln hängen an einem Lindenast nebeneinander, um ihre Dimensionen darzustellen.
Verschiedene Fallspindeln mit sehr unterschiedlichen Wirteldimensionen, links Fußspindeln, rechts Kopfspindeln. Ganz rechts zu sehen ist eine Trindle, das ist eine Spindel, deren Schwungelement gar kein klassischer Wirtel ist. Stattdessen werden kleine Carbonstäbe mit daran befestigten Kugeln in eine Neopren-Basis am Schaft gesteckt. Beim Drehen erzeugt das ganz tolle Glitzer-Effekte.

Bei der Länge des Spindelstabes habe ich festgestellt, dass ich lieber etwas längere als zu kurze Spindelstäbe habe. So habe ich immer genug Platz sowohl zum Andrehen als auch zum Aufwickeln des Fadens, auch wenn die Spindel schon recht voll ist. Für mich sind 26 – 28 cm eine gute Länge. Die 31 cm meiner ersten Spindel sind aber schon zu lang.

Laufverhalten und Verarbeitung testen

Am besten ist es immer, wenn man die Spindel des Begehrens kurz anspinnen kann. Dann sieht man, ob sie gut gearbeitet ist , d.h. ob sie ruhig und gerade läuft oder trudelt. Bei Spindeln von Drechslern (besonders von bekannten Herstellern) kann man in der Regel sicher sein, dass sie gut laufen, besonders, wenn der Drechsler von einer Handspinnerin beraten wird. Die habe ich auch schon ohne Ausprobieren gekauft und gute Erfahrungen gemacht.

Manche Drechsler arbeiten in das Holz sogar kleine Gewichte zum Auswuchten ein, wenn die Spindel nach dem Drechseln noch nicht ganz rund läuft. Wenn Du so etwas siehst, ist das also kein Mangel sondern eher ein Zeichen für Qualität und gewissenhaftes Arbeiten des Drechslers.

Bei der Verarbeitung ist mir bei manchen meiner Spindeln aufgefallen, dass es rauhe Stellen gibt, an denen das Holz nicht komplett glatt poliert war. In den allermeisten Fällen macht das nichts, aber als ich mit einer solchen Spindel mal Seide spinnen wollte, blieb ich mit dem Faden immer an so einer leicht rauhen Stelle hängen, und das arbeitete sich nicht so schön. Bei lanolinhaltiger Wolle hätte das vermutlich keinen Unterschied gemacht.

Ein Punkt ist mir mal bei Kreuzspindeln begegnet (die ja immer mal auseinandergebaut werden). Es ist sehr wichtig, dass sich beim Zusammenbauen Wirtel und Spindelstab fest miteinander verbinden. Ist die Verbindung zu lose, dann drehen sich Stab und Wirtel unabhängig voneinander und das Spinnen funktioniert nicht mehr. Bei meiner Spindel musste ich alle Nase lang den Wirtel wieder am Stab arretieren, weil die Passform von Wirtel-Loch und Spindelstab an einer Stelle nicht passte. Manchmal helfen ein paar eingeklemmte Fasern – und manchmal ärgert man sich einfach. Daher: Ausprobieren vor dem Kauf lohnt sich!

Das Aussehen der Spindel

Last but not least – die Spindel sollte Dir gefallen! Wenn alle technischen Daten stimmen und sie sich einfach so gut anfühlt in der Hand, dass Du sie nicht mehr weglegen möchtest, dann ist sie richtig. Oder wenn Du einfach nur spinnst, weil Du ihr dann beim Laufen zusehen kannst – perfekt!

Schade wäre, wenn sie gut aussieht / sich gut anfühlt, aber die technischen Daten nicht stimmen und Du beim Spinnen merkst, dass ihr nicht gut zusammen arbeiten könnt, die Spindel und Du…Solche Spindeln hatte ich auch schon, und die durften dann weiterziehen und jemand anders glücklich machen.

Übrigens, in meiner Linksammlung gibt unter Shops für Spinner es einen Bereich, der Dich interessieren könnte… dort sind keine affiliate links, ich bekomme also nichts dafür, die Shops zu verlinken, aber ich habe dort meist schon gekauft und gute Erfahrungen gemacht.

Kopf- oder Fußspindeln – was ist besser?

Immer wieder werde ich gefragt, was denn nun besser sei, Kopf- oder Fußspindel. Diese Frage ist aber gar nicht so leicht zu beantworten, weil viel davon abhängt, wie Du gerne arbeitest. Wenn Du schon weißt, dass Du gerne sehr dünn spinnst, könnten Kopfspindeln besser sein, weil sie einfach mit der Oberschenkeltechnik angedreht werden können und so viel schneller Drall produzieren als Fußspindeln. Manche Menschen finden es auch schwierig, Fußspindeln anzudrehen und arbeiten deshalb generell lieber mit Kopfspindeln. Ich habe auch schon gehört, dass Kopfspindeln ruhiger laufen sollen als Fußspindeln – wobei sich das aus meiner Erfahrung nicht unbedingt bestätigen lässt.

Meine ersten zwei Spindeln waren eine Fuß- und eine Kopfspindel – ich wollte einfach selber rausfinden, worin der Unterschied besteht und was mir besser gefällt. Wenn Du Dir aus ganz einfachen Materialien selber eine Spindel baust, kannst Du Dir ja jeweils eine Kopf- und iene Fußspindel herstellen und es auch ausprobieren.

Das Fallspindel-Cheat-Sheet – Hilfe bei der Modellauswahl

Fassen wir am Schluß nochmal das wichtigste zusammen:

  • schwere Spindel – breiter Wirtel = langsam – dicke Garne
  • leichte Spindel – schmaler Wirtel = schnell – dünne Garne
  • Kopfspindel: schnelleres Andrehen über den Oberschenkel möglich
  • Fußspindel (Kreuzspindel): Zwirnball möglich
  • kurzer und langer Auszug möglich
  • nicht so gut: sehr kurze und rutschige Fasern (Angora, Kaschmir, Baumwolle, Katze…)

Falls Du ein visueller Lerntyp bist, hilft Dir vielleicht die folgende Abbildung:

Fallspindel Cheat Sheet Abbildung
Zusammenhang zwischen Spindelgewicht, Wirteldurchmesser, Fadendurchmesser und Drallmenge bei Fallspindeln (in einer ersten Näherung. Das Ganze ist nicht mit absoluten Zahlen zu belegen.). Kleines Spindelgewicht und kleiner Wirteldurchmesser = kleiner Fadendurchmesser und viel Drall. Großes Spindelgewicht und großer Wirteldurchmesser = großer Fadendurchmesser und wenig Drall.

Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel ein paar Denkanstöße geben, die Dir bei der Auswahl der für Dich richtigen Spindel helfen werden.

Falls Du das Spinnen mit der Handspindel lernen möchtest, schau gerne mal auf meiner Kursseite vorbei. Ich bin dabei, Kurse rund um das Thema Spinnen und Wollverarbeitung aufzubauen, und dort erfährst Du, wann es wieder Kurse gibt.

Und nun: viel Spaß beim Ausprobieren! Laß mich gerne wissen, was Deine Lieblingsspindel ist!