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Schlagwort: Spinnrad

Welches Spinnrad soll ich kaufen?

Wer ein Spinnrad kaufen möchte, hat viele Fragen. Welches Spinnrad ist für Anfänger geeignet? Welche gibt es überhaupt? Welches Spinnrad passt zu mir? In diesem Artikel zeige ich Dir, worauf Du bei der Auswahl achten kannst. Ich gebe ein paar Beispiele und links zu den Herstellern und Händlern der gängigsten Räder.

Die wichtigsten Fragen, die Du Dir beim Spinnrad-Kauf stellen kannst, lassen sich entweder persönlichen Vorlieben und Gegebenheiten oder technischen Fragestellungen zuordnen.

Persönliche Aspekte

Das Eine Spinnrad gibt es nicht, und es gibt auch keine guten oder schlechten Räder. Es gibt aber Spinnräder, die zu Dir passen – oder eben nicht. Welches Spinnrad das ist, hängt mit persönlichen Umständen und Vorlieben zusammen. Wenn Du Dir vorher ein paar Gedanken dazu machst, ist die Gefahr eines Fehlkaufes deutlich geringer.

Wie viel darf es kosten?

Ein wichtiger Punkt beim Spinnradkauf ist das eigene Budget wie viel möchtest oder kannst Du ausgeben? Bist Du schon ganz sicher, dass Du dabeibleiben willst? Oder kann es sein, dass das Rad nach drei Monaten dann doch in der Ecke steht? Ist es ok für Dich, etwas zu kaufen, auszuprobieren und gegebenenfalls wieder zu verkaufen oder willst Du gleich was fürs Leben? Kannst Du eventuell darauf sparen?

Sehr günstige Räder sind zum Beispiel in einem bekannten Online-Auktionshaus immer wieder zu haben. Allerdings handelt es sich meist um historische Modelle und Dachbodenfunde, die nicht immer voll funktionsfähig sind, und den günstigen Anschaffungspreis erkauft man sich eventuell mit höheren Reparaturkosten und nicht erhältlichen Ersatzteilen. In solchen Fällen empfiehlt es sich, das Rad auf jeden Fall vor dem Kauf auszuprobieren.

Wenn Du ein neues, modernes Spinnrad kaufen möchtest, ist die Preisspanne relativ breit gefasst. Ein sehr günstiges Rad, das gern genommen wird, ist z. B. das Bliss von Woolmakers. In der Grundausstattung ist es derzeit (Stand 2024) für unter 400 Euro zu haben. Auch das Kromski Fantasia oder das Louet S-17  bewegen sich in dieser Preisklasse und werden manchmal als Einsteigerräder beschrieben. Am anderen Ende der Skala findet man beispielsweise das Schacht Matchless mit über 1800 Euro.

Wie viel Platz hast Du zur Verfügung?

Der bei Dir verfügbare Platz spielt ebenfalls eine große Rolle dabei, welche Räder für Dich funktionieren und welche nicht. Ziegenräder nehmen in der Regel mehr Standfläche ein als Bockräder, und auch innerhalb dieser Kategorien gibt es Unterschiede. Ein Ashford Elizabeth 30 wird bei mir nie Platz haben, aber das Schacht Flatiron geht schon, es ist leicht genug, um es immer mal umstellen zu können.

Stammplatz oder Reiserad?

Muss Dein Rad mit Dir auf Reisen gehen oder hat es seinen Stammplatz, von dem es nicht bewegt wird?

Für mich war anfangs wichtig, mein Rad im Auto mitnehmen zu können, wenn ich es möchte. Und falls ich es mal nicht brauche, wollte ich es im Keller verstauen können (diese Situation ist mir in den letzten 6 Jahren allerdings noch nicht untergekommen…). Klappbar sollte es sein, nicht zu schwer, und mit Rucksack.

Reisetaugliche Räder sind z. B. das Lendrum DT, das Schacht Sidekick und das Majacraft Little Gem. Es gibt auch noch weitere Räder, die transportfähig sind, auch wenn sie kein ausgewiesenes Reiserad sind. Ich habe auch schon gesehen, dass ein Bliss sehr gut auf die kleine Sackkarre passt, die man beim Möbelschweden bekommt. Ob das für Dich funktioniert, testest Du am besten selbst aus.

Vorder- und Rückansicht vom Lendrum DT
Mein Lendrum DT von vorne (links) und von hinten (rechts).

Klassisch oder modern?

Dein Rad sollte Dir natürlich gefallen – und hier kommen Aussehen und Design ins Spiel. Soll es ein klassischer, traditioneller Stil sein, oder doch lieber modern? Individualisierbar mit Tassenhalter oder reduziert auf das Wesentliche? Es gibt sogar Metallräder, die aus alten Fahrradfelgen hergestellt werden, wenn das etwas für Dich ist.

Moderne Räder mit traditionellem Design sind z. B. die von Kromski, aber auch bei anderen regionalen Drechslern sind Räder mit Dornröschen-Charakter verbreitet.
Spinnräder in modernem Design, teilweise oder ganz aus Metall, gibt es zum Beispiel bei Jürgen Schönwolff oder Stahl und Wolle. Jürgen Schönwolff ist Ingenieur, seine Räder sind eher schlicht, sehr durchdacht und präzise gefertigt (Ingenieursräder eben).

Spinnradausstellung, verschiedene Flachsräder sind auf einem Tisch aufgebaut, man sieht leere und mit Flachs bestückte Rocken.
Historische Räder im Spinnradmuseum des Skuddenhof Weseram.

Technische Fragen

Neben den persönlichen Fragen kannst Du Dir auch technische Fragen stellen zu den Anforderungen, die Du an Dein Wunschrad hast.

Welche Bauweise: Bock oder Ziege?

Die Frage „Bock oder Ziege“ hängt mit dem verfügbaren Platz zusammen, aber auch mit der Art, wie Du spinnst. Ein Ziege-Rad hat den Spinnkopf entweder rechts oder links, und es ist gut, wenn das zu Deiner Händigkeit passt (d. h. der Spinnkopf / Flügel ist auf der Seite der Drallhand). In meinem Artikel zum Schacht Flatiron kannst Du das nochmal nachlesen, warum das wichtig sein kann. Wenn Du sicher gehen willst, dass es für Dich funktioniert, probiere es aus.

Manchen Menschen gefallen Bockräder einfach nicht, andere kommen mit der Ziegen-Bauart nicht klar.

Welche Antriebsart?

Die Antriebsart ist aus meiner Sicht ein ganz wesentlicher Punkt für ein Spinnrad. Sie sollte zu den Garnen passen, die Du damit spinnen möchtest. Man unterscheidet prinzipiell einfädig spulengebremst, einfädig flügelgebremst und zweifädig. Mit welchen Garnen arbeitest Du am liebsten? Verwebst Du am liebsten ganz dicke Teppichgarne? Dann ist vielleicht ein zweifädiges Rad wie das Ashford Elizabeth nicht das Richtige für Dich, auch wenn Du es noch so hübsch findest. In diesem Fall ist vielleicht das Ashford Country das bessere Rad.

Zum Antrieb gehört auch die Anzahl der Tritte. Ein Doppeltritt ist aus meiner Sicht ergonomischer, weil beide Füße bzw. Beine gleichmäßig belastet werden. Bei gesundheitlichen Problemen könnte man ein Doppeltritt-Rad auch mit nur einem Fuß betreiben – ein Einzeltrittrad bleibt aber ein Einzeltrittrad (auch wenn Du beide Füße daraufstellst). Ein Doppeltritt-Rad steht direkt vor Dir und Du spinnst quasi auf einer gedachten Achse nach vorne und hinten. Ein Rad mit nur einem Tritt kannst Du auch seitlich von Dir hinstellen und eher quer vor dem Körper spinnen (also auf einer gedachten Achse von rechts nach links). Schau, womit Du besser klarkommst.
Für Doppeltritträder kannst Du mal schauen, ob nur einer oder beide Knechte mit dem ANtriebsrad verbunden sind. Gut ist, wenn zwei Knechte das Antriebsrad drehen, dann gibt es nämlich keinen Totpunkt beim Treten. Bei meinem Flatiron ist das der Fall. Viele Doppeltritträder haben nur einen Knecht, der das Antriebsrad in Schwung bringt (so wie bei meinem Lendrum), da hat man trotz der zwei Tritte manchmal einen Totpunkt beim Treten.

Neben diesen klassischen Antriebsarten finden sich auch Räder mit mehreren Antriebsriemen über verschieden große Wirtel (zum Beispiel bei von Schwarzenstein oder das Little Gem von Majacraft). Wie die genau funktionieren, kann ich gar nicht sagen, damit habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Ich vermute aber, es wird nicht weit vom einfädigen Betrieb sein und die einzelnen Übersetzungen ergänzen einander (wie bei einem Flaschenzug).

Eine Antriebsart hab ich euch noch verschwiegen: die elektrische. Dafür muss man natürlich gar nicht treten. Allerdings sind E-Spinner eine Klasse für sich. Ich habe mal probehalber an einem gesessen und musste mich sehr umstellen. Um das Rad zu stoppen, konnte ich nicht einfach aufhören zu treten, sondern ich musste einen Knopf finden und drücken. Anfangs gab es bei mir daher ein paar panische Momente mit viiiel Drall im Faden …

Es gibt wohl auch Modelle mit Fußpedal (wie bei einer Nähmaschine), aber das stell ich mir auf die Dauer auch mühsam vor, so wie stundenlang den Fuß auf dem Gas haben auf der Autobahn. In jedem Falle macht es hier Sinn, vor dem Kauf auszuprobieren.

Montage, Wartung Zubehör?

Manche Räder kommen fertig montiert – Du kannst es auspacken, aufstellen und losspinnen. Andere kommen als Bausatz (z. B. das Schacht Flatiron). Du kannst Dich also fragen: muss es fertig montiert sein oder traust Du Dir zu, es selber zusammenzubauen?

Das Schacht Flatiron Spinnrad, Ansicht von hinten. Es steht auf einem hellen gestreiften Teppich vor einer Ziegelsteinwand.
Das Schacht Flatiron kommt als flaches Paket zum selber zusammenbauen.

Wer ein regionales Rad kauft, kann es i. d. R. direkt beim Hersteller abholen und bekommt oft eine Einweisung. Das hat natürlich viel mehr Charme als einfach nur einen Karton auszupacken und sich ein youtube-Video anzusehen.

Manche Räder sind wartungsintensiver als andere. Wo das eine kaum Öl braucht, weil alles kugelgelagert oder verkapselt ist (wie mein Lendrum), sind andere Räder wahre Schluckspechte. Rezensionen, Foren und Austausch mit Spinner:innen, die das Rad Deiner Träume benutzen, helfen Dir hier bei der Entscheidungsfindung.

Wenn Du schon ein Rad hast, macht es manchmal auch Sinn, innerhalb einer Spinnradfamilie (bzw. -firma) zu bleiben. Die Spulen oder das Zubehör sind oft untereinander austauschbar und Du kannst somit Geld sparen.

Meine Tipps für den Spinnradkauf

Tipp 1: Testen, Testen, Testen. Testen.

Wenn Du irgendwie die Möglichkeit hast, besuche Spinngruppen, schau Dir Räder an, frag Spinner:innen, ob Du mal kurz treten darfst. Nur so bekommst Du einen Eindruck von den verschiedenen Rädern. Nirgends sonst hast Du so viele verschiedene Räder beisammen und kannst so viele Menschen zu ihrer Meinung befragen.

Ob eine Spinngruppe in Deiner Nähe ist, kannst Du z. B. bei der Handspinngilde herausfinden, hier kannst Du auch die Regionalen Ansprechpartnerinnen fragen.

Manche Händler (z. B. Das Wollschaf) bieten auch einen tollen Service an: man kann dort Geräte für eine Leihgebühr leihen und dann wieder zurückschicken. Wenn man es behalten möchte, wird die Leihgebühr mit dem Kaufpreis verrechnet.

Frau Schreier von KnitArt hat ebenfalls viele Räder im Angebot und bietet meines Wissens auch an, dass man sie in ihrem Atelier in Hamm besuchen und diverse Räder probetreten kann. Aber auch ihre telefonische Beratung ist toll, bei ihr habe ich mein Flatiron gekauft.

Tipp 2: Das Bliss – Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis

Zugegeben: Ich habe noch nie damit gesponnen, bislang aber nur Gutes über das Bliss von Woolmakers gehört. Von den technischen Daten her bietet dieses Rad aus meiner Sicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis (wie gesagt, mit dem Vorbehalt, dass ich selber noch nicht damit gesponnen habe).

Die liebe Chantimanou hat mehrere Videos zu diesem Rad gedreht, schaut bei ihr vorbei (hier entlang zum Review).

Tipp 3: Das Lendrum DT – Bester Funktionsumfang

Ich bin natürlich nicht unparteiisch: Dieses Rad ist mein absolutes Lieblingsrad mit unglaublich viel Zubehör im Paket, daher ist es mein Tipp Nr. 3. Wer dieses Rad hat, braucht eigentlich kein anderes mehr. Nur fürs Flugzeug ist es nicht geeignet.

Du willst mehr zu diesem Rad wissen? Schau mal, ich habe hier einen Artikel zum Lendrum DT geschrieben.

Tipp 4: Beliebtes Spinnrad aus Deutschland

Wer sein Rad lieber regional kaufen möchte, dem kann ich die Räder von Henkys empfehlen. Zwar habe ich auch an diesem Rad noch nie selbst gesessen, aber immerhin schon daneben, denn viele Damen meiner Spinngruppe haben eines und möchten es nicht missen. Die Wartezeiten sind deutlich kürzer als bei anderen deutschen Herstellern, und sie sind auch nicht so teuer. Plus: Wer einen Termin macht, kann sich das Rad vom Hersteller abholen und sich einweisen lassen.

Gängige Spinnrad-Hersteller (und Händler)

Es gibt natürlich noch viel mehr Spinnräder und viel mehr Dinge, auf die man beim Kauf achten kann. Sie alle hier aufzuzählen, würde etwas zu weit führen. Daher verlinke ich Dir hier zu guter letzt alle Firmen und Hersteller, die mir einfallen und die ich online finden konnte. Wenn Du noch welche kennst, die hier nicht gelistet sind, schreib mir gerne einen Kommentar oder eine email.

Bei Nettis Nadelkunst findet ihr übrigens auch noch eine gute Übersicht zu Spinnrädern, auf die ich hier gar nicht eingegangen bin.

Hersteller in Deutschland

Hersteller in Europa

Hersteller weltweit


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Spotlight Spinnrad: Das Schacht Flatiron

Du möchtes ein Spinnrad kaufen, bist aber unsicher, welches das richtige für Dich ist? In diesem Blogartikel stelle ich Dir mein Schacht Flatiron vor, damit Du Dir ein Bild davon machen kannst. Es ist leicht, es läuft leise – und es kann Sachen, die andere Räder nicht können.


Leichtes Spinnrad in moderner Ausführung

Das Flatiron ist die neueste Kreation der Firma Schacht. Ich finde es schlank, modern und elegant (Schönheit liegt natürlich immer im Auge des Betrachters). Es ist von der Bauart her eine Ziege und braucht daher etwas mehr Standfläche als ein Bockrad. Das Antriebsrad ist groß und trotzdem sehr leicht, denn es ist aus Spritzguss hergestellt.

Das Schacht Flatiron Spinnrad steht auf einem hellen gestreiften Teppich vor einer Ziegelwand im Hintergrund.
Mein Schacht Flatiron von vorn. Die Wäscheklammer vorne links hält den Antriebsriemen für den einfädigen Betrieb an Ort und Stelle fest.
Das Schacht Flatiron Spinnrad, Ansicht von hinten. Es steht auf einem hellen gestreiften Teppich vor einer Ziegelsteinwand.
Mein Schacht Flatiron von hinten.

Bis auf das Antriebsrad und z. B. Knechtverbindungen ist alles aus leichtem Holz gefertigt, sodass auch das gesamte Rad sehr leicht ist. Man könnte es leicht transportieren – aber es ist nicht für einen Transport gemacht. Am besten hat es seinen festen Platz und steht dann dort.

Die Laufeigenschaften sind hervorragend, es tritt sich leise und leicht. Die beiden Tritte sind großzügig dimensioniert und gut positioniert. Den Totpunkt kann man beim Treten relativ leicht überwinden, denn das Rad hat zwei Knechte.

Nahaufnahme der Knechtverbindungen des Schacht Flatiron.
So sind die Knechte an den Tritten bzw. an der Achse befestigt. Diese Konstruktion führt dazu, dass quasi kein Totpunkt spürbar ist beim Treten.

Ich sitze sehr bequem und entspannt an diesem Rad und auch bei langen Spinn-Sessions habe ich keine Schulter- und Nackenprobleme. Es ist niedrig (Einzugsloch auf ca. 66 cm), aber nicht zu niedrig, und ich sitze etwas dichter davor als vor meinem Lendrum.

Einzugshaken und Aufbewahrung für einen nicht benötigten Wirtel sind beim Spinnen sehr leicht erreichbar.

Nahaufnahme des Einzugshaken an der Vorderseite des Schacht Flatiron
An der Vorderseite ist eine praktische Halterung für den Einzugshaken angebracht, an die ich beim Spinnen jederzeit bequem herankomme (Pfeil).

Das Schacht Flatiron in Kürze

Spinnrad-Typ: Ziege
Antriebsart: einfädig spulengebremst / einfädig flügelgebremst / zweifädig
Reisetauglichkeit: nein
Garnführung: 6 Haken pro Seite
Spulenkapazität: normale Spule ca. 100g
Übersetzungen:
Extra Slow (1:4,6 und 1:5,2),
Slow (1:6,8 und 1:8,5),
Medium (1:10,4 und 1: 12,4),
Fast (1:15, 1:17,4)

Für den WooLee Winder sind separate Spulen erforderlich.
Der Jumbo-/Bulky-Flyer benötigt eine separate Flügelhalterung (Front Maiden).

Umfangreiche Ausstattung

Der Flügel ist mit sechs Haken auf jeder Seite ausgestattet, und man kann sich diverse Wirtel mit jeweils zwei Übersetzungen dazukaufen, die man dann einfach aufsteckt. An Übersetzungen sind möglich: Medium (1:10,4 und 12,4 : 1), Fast (15:1 und 17,4 :1), Slow (6,8 : 1 und 8,5:1) und Extra Slow (4,6 : 1 und 5,2 : 1).

Es gibt Spulen aus Holz und aus Plastik. Ich habe mich für die Plastik-Spulen entschieden, denn viele Nutzer auf Ravelry haben davon berichtet, dass die Holzspulen nicht ganz so präzise gefertigt sind und oft klappern. Plus: die Plastikspulen sind deutlich günstiger. Allerdings benutze ich sie kaum, weil ich hauptsächlich mit dem WooLee Winder und den dazugehörigen Spulen arbeite. Mit dem WooLee Winder bin ich sehr glücklich und kann ihn nur empfehlen.

Flügel, Wirtel und Spule für Flatiron (einfädig oder zweifädig)
Flügel, Plastik-Spule und ein Wirtel für das Flatiron.

Es gibt außerdem einen Jumbo-/Bulky-Flügel (der normale Jumbo-Flügel von Schacht ist verwendbar), die dazugehörige Spule soll bis zu 500 g Garn fassen können. Um diesen zu installieren, muss allerdings der vordere Teil des Flügels (Front Maiden) ausgetauscht werden.

Wie bei den Schacht-Rädern wohl üblich, kann man Spulen und Wirtel (eventuell auch Flügel) untereinander austauschen – wer also schon ein Rad von Schacht hat, kann hier gegebenenfalls etwas sparen.

Eine Lazy Kate ist meines Wissens nicht im Lieferumfang enthalten.

Besonderheiten

Some Assembly required…

Dieses Rad kommt in Einzelteilen und muss erst noch zusammengebaut werden. Hört sich erst mal kompliziert an, ist es aber gar nicht so. Es gibt eine Papieranleitung, und es gibt youtube-Videos, und dann … hab ich mir sicherheitshalber doch erst mal ein kleines Gläschen Rotwein eingeschenkt und es mir mit der Bauanleitung gemütlich gemacht…

Letztlich war es aber halb so wild: Alles ist gut beschrieben, die Tüten sind gut beschriftet und nach 2 Abenden (1-1,5h pro Abend, inklusive Rotwein wie gesagt) war es vollständig aufgebaut. Wer schon Regale vom Möbelschweden erfolgreich montiert hat, wird keine Probleme haben. Wenn es doch mal Schwierigkeiten geben sollte, gibt es auf Ravelry ein Forum, wo man sich mit Fragen hinwenden kann. (Hinweis: Das Design der Website von Ravelry wird von manchen Menschen als schwierig empfunden, weil es u.U. Migräne auslösen kann.) Der Tech Support von Schacht ist da regelmäßig unterwegs und beantwortet Fragen. Wer Tech Support auf Deutsch braucht, kann sich auch an den Händler hier in Deutschland wenden.

Das Gute am Selber-Zusammenbauen ist: Du hattest Du alle Teile selber mal in der Hand und weißt, woran Du schrauben musst und kannst, wenn mal was klappert etc. Mir ist das immer sehr wichtig, zu verstehen, was ich da mache.

Drei Antriebsarten

Das Flatiron kann etwas, das sonst kein anderes Ziegen-Rad kann: es ist in allen drei Antriebsarten einsetzbar, also einfädig spulengebremst, einfädig flügelgebremst und zweifädig. Das gibt es sonst nur noch beim Schacht Matchless (ein Bock-Rad und harter Konkurrent für mein Lendrum damals).

Nahaufnahme des Flatiron Flügelkopfes in einfädigem spulengebremstem Betrieb.
Nahaufnahme des Flügelkopfes bei einfädigem, spulengebremstem Betrieb (Scottish Drive). Der rote Pfeil zeigt auf die Bremsschnur, die um die Rille in der Spule gelegt ist. Der grüne Pfeil zeigt auf den Antriebsriemen, der um den Wirtel gelegt ist. Für einen flügelgebremsten Antrieb würde die Bremsschnur durch die nächste Führung durchgefädelt und um den Wirtel gelegt, während der Antriebsriemen um die Spule gelegt würde. Antriebsriemen und Bremsfaden wechseln dann quasi nur die Plätze.
Rechts oberhalb des grünen Pfeils sieht man schön die „Aufbewahrung“ für nicht benutzte Wirtel – sie werden mit einer Schraube an den Flügelkopf angeschraubt.

Aber wie geht das jetzt, drei Antriebsarten auf einmal? Dafür haben sich die Leute bei Schacht lange Gedanken gemacht, und die Lösung liegt im Flügelkopf, in den Spulen und in der Bremsfadenführung. Die Spulen haben zwei Rillen, eine große an einer Seite und eine kleine an der anderen Seite.

Nahaufnahme Spulen Flatiron. Eine Seite trägt eine große Rille, die andere Seite eine kleine Rille.
WooLee Winder Spulen für das Flatiron. Zusätzlich zu der großen bzw. kleinen Rille brauchen diese Spulen die kleinen Zahnräder, die den Mechanismus zur automatischen Fadenführung antreiben.

Je nachdem, in welcher Orientierung die Spule eingesetzt wird, kann der Antrieb einfädig oder zweifädig erfolgen. Außerdem kann am Flügelkopf die Bremsschnur über eine Führung entweder um die Spule (Spulenbremse) oder den Wirtel (Flügelbremse) und der Antriebsriemen entweder über den Wirtel (Flügelantrieb) oder die Spule (Spulenantrieb) gelegt werden. Wirtel und Spule liegen hier räumlich sehr dicht beieinander (s. Bild oben).

Aufsicht Wirtel und Spule beim Flatiron, zweifädig betrieben.
Aufsicht auf Spule und Wirtel. Der Antriebsfaden (weiß) beim zweifädigen Betrieb geht einmal über den Wirtel und einmal über die kleine Spulenrille.
Aufsicht Spule und Wirtel beim Flatiron, einfädig spulengebremster Betrieb (Scottish Drive).
Aufsicht auf Spule und Wirtel. Antriebsriemen (schwarz) und Bremsschnur (weiß) im einfädigen spulengebremsten Betrieb (Scottish Drive). Die Spule liegt hier mit dem anderen Ende beim Wirtel (große Rille).

Es gibt auch andere Räder, die sowohl einfädig als auch zweifädig betrieben werden können. Meist ist das dann in der einfädigen Variante nur die Spulenbremse. Auch bei diesen Rädern sind die Spulen mit zwei Seiten ausgestattet, eine für den einfädigen Betrieb und eine für den zweifädigen.

Wenn Du Dich näher mit den Antriebsarten für Spinnräder beschäftigen willst, lies gerne meinen Artikel „Scottish, Irish, Double Drive“.

Der Flügelkopf ist variabel montierbar

Eine weitere Besonderheit: der Flügelkopf ist rechts oder links montierbar. Bei Bockrädern ist dieser Punkt nicht so relevant, weil der Flügelkopf genau in der Mitte ist. Bei Ziegenrädern ist das aber durchaus wichtig, weil der Flügel idealerweise auf der Seite meiner Drall-Hand sein sollte, wenn ich frontal vor dem Rad sitze. So arbeite ich am liebsten.

Meine rechte Hand ist meine Drall-Hand. Wenn der Flügelkopf aber links montiert ist, muss ich improvisieren, um meine Drallhand nahe an das Einzugsloch zu bringen. Entweder verdrehe ich meinen Oberkörper, sodass meine rechte Hand nach links zum Einzugsloch greifen kann, oder ich stelle das Rad rechts von mir hin, kann dann aber nur mit dem rechten Fuß treten. Beides ist nicht so richtig bequem für längere Spinn-Sessions, und so scheidet manches Ziegenrad beim Spinnradkauf von vornherein aus, weil der Flügelkopf auf der für mich falschen Seite sitzt (z. B. Ashford Traditional und Kromski Symphony. Der Flügel ist bei diesen halbfertig montierten Rädern meist links angebracht.)

Sollte man die Position des Spinnkopfes nach dem Zusammenbau doch noch einmal ändern wollen, so soll das beim Flatiron durchaus möglich sein. Man müsste es einfach nur auseinander- und andersherum wieder zusammenbauen. Allerdings stehen ein paar Holzteile im Rad unter Spannung und werden gebogen. Ich weiß nicht, inwieweit die Spannung und Biegung sich so ganz ohne Probleme umkehren lassen, insbesondere, wenn das Rad eine Weile aufgebaut stand. Ich würde daher beobachten, wie ich den langen Auszug mache (das geht auch schon mit Handspindeln, falls man noch kein Rad hat), und mich dann erst für die entsprechende Montageposition entscheiden.

Vorteile und Nachteile

Die Vorteile dieses Rades sind in meinen Augen:

  • Es ist leicht.
  • Der Spinnkopf ist rechts oder links montierbar.
  • Ein Wechsel zwischen verschiedenen Antrieben ist leicht möglich (z. B. zum Spinnen und Zwirnen).
  • Die Spannung des Antriebsfadens für den zweifädigen Betrieb ist sehr fein einstellbar.

Nachteile sind für mich:

  • Es gibt immer nur zwei Übersetzungen pro Wirtel (mein Lendrum hat drei).
  • Wenn ich die Wirtelscheibe wechseln will, muss ich den gesamten Flügel samt Spule herausnehmen. Manchmal beschmiere ich mir dabei den Faden mit Öl und Abrieb aus dem Einzugsloch bzw. der Flügelführung.

Macken?

Ich konnte noch keine Macken bei diesem Rad feststellen. Einmal klackerte was an einer Knechtverbindung zum Tritt, da musste ich eine Schraube fester ziehen, aber jetzt ist alles wieder flüsterleise.
Manche Wirtelscheiben sind schwergängig beim Abnehmen, das ist manchmal eine rutschige Angelegenheit, wenn sie gut geölt waren.

Wartung

Für dieses Rad benutze ich mehr Öl als für das Lendrum, nämlich auf der Welle für die Spulen und im Einzugsloch (bzw. der Flügelführung). Mehr öle ich beim Lendrum auch nicht, aber irgendwie braucht das Flatiron mehr.

Die Holzteile sind dankbar für eine Holzpflegebehandlung mit einer Politur oder einem Wachs Deiner Wahl. Ich gönne das meinem Rad ca. 1x im Jahr.

Wo kann ich es kaufen?

Gekauft habe ich es vor mehreren Jahren bei KnitArt (die Website ist zur Zeit leider nicht erreichbar), und ich erinnere mich gern an die sehr ausführliche und wirklich nette Beratung. Bedauerlicherweise war das Studio für mich zu weit weg, sonst wäre ich zum Ausprobieren hingefahren (das würde ich auch jedem empfehlen).

Ansonsten habe ich es noch bei Wollinchen und bei Wiesensalat im Shop gefunden. Wenn sie gerade nicht vorrätig sind, fragt dort einfach nach.

Fazit

Ein sehr schönes Diva-Rad mit vielen Einstellungsmöglichkeiten. Damit meine ich nicht, dass es zickig ist – im Gegenteil, es arbeitet völlig problemlos. Es ist eher so professionell wie eine Opernsängerin, die ihre Kunst vollendet beherrscht.

Wer schon Schacht-Räder hat: viele Teile sind austauschbar mit anderen Rädern, z.B. die Spulen und evtl. Wirtel, die muss man dann nicht extra kaufen.

Bei meiner Kaufentscheidung für das Rad waren diese Dinge ausschlaggebend:

  • Das Rad kann alle 3 Antriebsarten.
  • Es gibt viel Zubehör.
  • Es ist leicht.
  • Es sieht schön aus.

Immer, wenn ich mich nach längerer Zeit wieder an mein Flatiron setze, möchte ich gar nicht mehr aufstehen. An diesem Rad ist das Spinnen ist mühelos und in einer entspannten Haltung möglich – einfach ein Genuss.

Ist dieses Spinnrad für Anfänger geeignet? Meine Antwort: Prinzipiell ja. Für abenteuerlich veranlagte Menschen ohne Angst vor Technik ist das Zusammenbauen und Einstellen kein Problem. Auch spinntechnisch ist das Rad anfängertauglich, zumal Du es ganz nach Deinen Wünschen und Vorlieben einstellen kannst. Es wächst quasi mit Dir und Deinen Fertigkeiten mit, und Du kannst eigentlich nichts kaputt machen.

Wenn das Schrauben und Einstellen erst mal noch nichts für Dich ist, dann kann es ja Dein zweites Rad werden (so wie es bei mir der Fall war). Dann machst Du Dich bei einem „Auspacken und loslegen“-Rad erst mal mit den Prinzipien vertraut und kannst dann voller Zuversicht den Schraubendreher schwingen.


Dieser Artikel ist der zweite von dreien. Im ersten Artikel stelle ich Dir mein Lendrum DT Spinnrad vor:

In diesem Artikel gehe ich auf generelle Überlegungen beim Spinnradkauf ein:

Spotlight Spinnrad: Das Lendrum DT (und warum es mein Lieblingsspinnrad ist)

Immer wieder werde ich gefragt, welches Spinnrad das beste für Anfänger ist. Meine Antwort lautet meistens: Das beste Spinnrad ist das, das zu Dir und Deinen Bedürfnissen passt. Ohne ein paar Referenzpunkte ist es natürlich etwas schwierig zu entscheiden, worauf man beim Kauf eines Rades achten kann. In diesem Artikel stelle ich Dir mein Lendrum DT Spinnrad vor, damit Du Dir ein Bild davon machen kannst und Dir eventuell die Entscheidung beim Spinnradkauf leichter fällt.

Ich habe das Spinnen auf Handspindeln gelernt. Aber, wie das so ist – irgendwann wollte ich auch auf einem Spinnrad spinnen. Die Suche nach einem geeigneten Rad war gar nicht so leicht: Worauf muss man denn achten? Was liegt mir eigentlich? Was für Garn will ich spinnen? Nach umfangreicher Recherche bin ich auf das Lendrum DT gekommen, und zwar aus mehreren Gründen:

  • Es ist klappbar und Transport-geeignet.
  • Es hat ein großes Zubehörsortiment.
  • Es deckt viele Übersetzungen ab und ich kann somit von Lace-Garn über Teppichgarn bis Art Yarn alles spinnen.
  • Es ist nahezu wartungsfrei und läuft sehr leise und rund.

Moderne Bauart, schlichtes Design

Das Lendrum DT ist ein schlichtes, modernes Bock-Rad aus Furnierholz. Das „DT“ im Namen steht für Doppeltritt (oder double treadle auf Englisch), d. h. man kann mit beiden Füßen treten. Es kommt bereits (fast) fertig montiert und ist mit wenigen Handgriffen einsatzbereit. Der Flügelkopf wird mit einer großen, leicht bedienbaren Schraubverbindung befestigt, und das war auch schon der Großteil der Installation.

Besonders auffällig ist die Neigung des Rades zur Spinnerin /zum Spinner hin. Dadurch ist es leichter möglich als bei anderen Bock-Rädern, den Spulenfüllstand beim Spinnen zu erkennen.

Vorder- und Rückansicht vom Lendrum DT
Das Lendrum ist ein schlichtes Rad aus Furnierholz. Links ist es von „vorne“ (also so, wie man davor sitzt zum spinnen), rechts ist die Rückseite zu sehen mit den zwei großen Holzknöpfen für die Montage. Die Neigung lässt sich über den Flügelkopf ganz gut erahnen. Sobald das Wetter besser wird, mache ich nochmal schönere Fotos!

Der Flügelkopf und damit die Höhe des Einzugsloches ist variabel einstellbar und kann leicht auf die eigene Körpergröße (bzw. Sitzgröße) angepasst werden.

Das Rad ist sehr einfach klappbar und für den Transport gibt es eine Rucksacktasche (die man allerdings extra kaufen muss). Das Rad ist im Vergleich zu anderen Reiserädern jedoch relativ schwer, eine längere Zugreise würde ich daher damit nicht unternehmen. Vom Kofferraum des Autos zur Spinngruppe und wieder zurück ist das Tragen hingegen kein Problem.

Das Lendrum ist ein einfädiges, spulengebremstes Rad. Die Bremse ist ein Baumwollfaden an einer Gummischlaufe, und sie lässt sich sehr fein einstellen. Falls Faden oder Gummi mal getauscht werden müssen, ist das schnell erledigt. Ich nutze dafür meist die kleinen Haargummis aus dem Drogeriemarkt.

Das Rad bringt einen Einzugshaken mit, für den es eine Befestigung am Flügel gibt. Den Knopf vom Einzugshaken benutze ich auch, um Nützliches am Rad zu befestigen (z.B. WPI-Maß).

Antriebsriemen und Knechtverbindungen sind beim Lendrum aus durchsichtigem Plastik. Ich habe mein Rad jetzt seit knapp 6 Jahren und konnte noch keinen Verschleiß feststellen, aber das Material wird durch UV-Einstrahlung und Alterung irgendwann porös und muss ausgetauscht werden. In meiner Spinngruppe konnte ich mal bewundern, wie jemand (allerdings für ein Kromski-Rad mit ähnlicher Knechtverbindung) dafür Klebestifte für Heißklebepistolen verwendet hat – man kann da also durchaus seiner Kreativität freien Lauf lassen… Der Antriebsriemen leiert (wie bei allen aus Plastik) irgendwann aus, ich habe mir daher angewöhnt, ihn nach dem Ende der Spinn-Session vom Wirtel zu nehmen.

Alle Flügel haben Schiebe- bzw. Gleithaken, die sich wirklich einfach bedienen lassen.

Die Spulen sind im Vergleich zu anderen Rädern eher klein, aber für mich war es bislang kein Problem, 100g dünn ausgezogene Singles draufzubekommen. Nur beim Zwirnen wird es manchmal eng, wer also ein großer Fan von 200g-Strängen ist, wird damit nicht recht glücklich. Man kann auch den Jumbo-Flyer zum Zwirnen verwenden, muss dann aber mit den niedrigen Übersetzungen arbeiten. Bei einem Lace-Garn ist man da mit 1:8 schon eine Weile am Treten, bis man das auf die Spule laufen lassen kann… Ein etwas größeres Fassungsvermögen haben die Spulen des WooLee Winder, den es auch für das Lendrum gibt (s. u.). Aber auch hier sind keine 200g-Stränge möglich.

Auch immer gut zu wissen: Das Rad wackelt nicht und steht auf ebenem Boden sehr fest.

Das Lendrum DT in Kürze

Spinnrad-Typ: Bock
Antriebsart: einfädig, spulengebremst
Reisetauglichkeit: ja (klappbar), aber schwer (6 kg)
Garnführung: Gleithaken
Spulenkapazität: normale Spule ca. 100g
Übersetzungen:
normaler Flyer (1:6, 1:8, 1:10),
Fast Flyer (1:12, 1:15, 1:17),
Super Fast Flyer (1:26, 1:30, 1:36, 1:44),
Jumbo Flyer (1:5, 1:7, 1:9)
WooLee Winder (1:6, 1:10, 1:19)
Spinndorn (1:6, 1:25, 1:37)

Für WooLee Winder, Super Fast Flyer und Jumbo-Flyer sind separate Spulen erforderlich, im Jumbo-Flyer-Set sind 3 Spulen mit extra Flügelkopf und extra Antriebsriemen enthalten.

Umfangreiche Ausstattung

Diverse Flügel mit vielen Übersetzungen

Wenn man das Rad bestellt, wird oft ein ganzes Set mit mehreren Flügeln angeboten. Dazu gehören der normale Flyer (1:6, 1:8, 1:10) und der Fast Flyer (1:12, 1:15 und 1:17) sowie der Jumbo Flyer (1:5, 1:7,1:9). Für den Jumbo-Flyer mit extra großem Einzugsloch gibt es einen separaten Flügelkopf, den man über einen einzelnen Schrauben-Knopf sehr leicht und schnell umbauen kann. Dazu braucht man auch einen zweiten (etwas längeren) Antriebsriemen, der aber ebenfalls im Set enthalten ist.

Zubehörteile des Lendrum DT
Das Zubehör für das Lendrum. 1 – Spinndorn, 2 – Jumbo-Flügel mit Spule, 3 – Jumbo-Flügelkopf, 4 – normaler Flügel, 5 – Fast Flyer, 6 – Spulen für normalen Flügel und Fast Flyer, 7 – Jumbo-Spulen.

Separat erhältlich ist auch ein Super Fast Flyer (1:26, 30, 36, 44), für den man aber extra Spulen braucht, die für diese hohen Übersetzungen ausgelegt sind.

Ein Spinndorn ist ebenfalls erhältlich. Er hat 3 Übersetzungen, 1:6, 1:25 und 1:37. Die kleinste Übersetzung kann man z. B. verwenden, um Art Yarn zu spinnen, das nicht durch die Gleithakenführung passt. Die höheren Übersetzungen eignen sich für Fasern, die sehr viel Drall brauchen wie z. B. Baumwolle (darüber habe ich im Artikel zum Spinnen farbig gewachsener Baumwolle schon einmal berichtet). Es erfordert etwas Übung, aber so zu spinnen macht sehr viel Spaß!

Macchiato-farbene Baumwolle auf dem SPinndorn eines Lendrum Spinnrades.
Spinndorn in Action beim Baumwolle-Spinnen.

Der WooLee Winder (mein Geheimtipp)

Es absolutes Schmankerl ist der WooLee Winder, den man sich meist dazubestellen kann. Wer das noch nicht kennt: Das ist ein von einem Ingenieur entworfener Flügel, der die Öse zur Fadenführung automatisch verschiebt, sodass sich beim Spinnen bzw. Zwirnen die Spule sehr gleichmäßig befüllt. Das Ganze funktioniert über einen Schneckenmechanismus im Inneren des Flügelarms. Man muss also das Spinnen / Zwirnen nicht unterbrechen, um Haken zu wechseln oder den Gleithaken zu verschieben – nie mehr Berge und Täler auf der Spule! Wie die anderen Flügel hat er drei Übersetzungen, nämlich 1: 6, 1:10, 1:19.

Für den WooLee Winder-Flügel sind spezielle WooLee Winder Spulen nötig, so dass das gesamte Paket nicht gerade günstig zu haben ist. Aber die Investition ist aus meiner Sicht jeden Cent wert, vor allem beim Zwirnen. Wenn ihr also mit diesem Rad liebäugelt und darauf spart: spart noch ein wenig mehr an und gönnt euch das Ding! So wird Zwirnen wirklich meditativ. Ich selbst arbeite die meiste Zeit mit dem WooLee Winder.

Nahaufnahme Lendrum WooLee Winder
Der WooLee Winder – Flügel. Die Fadenführung im schwarzen Flügelarm kann sich über einen Schneckenmechanismus im Inneren entlang des Flügelarms bewegen und sorgt somit für eine gleichmäßige Spulenbefüllung. Für den Schneckenmechanismus sind allerdings Zahnräder erforderlich, eines davon muss an der Spule sitzen. Daraus ergibt sich auch die Tatsache, dass man für den WooLee Winder eigene Spulen benötigt.

Die Lazy Kate – es gibt bessere

Es gibt eine Lazy Kate für 3 Spulen, die mit einem Bremsfaden ausgestattet ist. Die Spulen stehen dabei aufrecht, die Fäden können durch eine Führung gebündelt werden. Die Spulen passen sehr gut und laufen auch leicht. Bauartbedingt ist es jedoch so, dass die Spulen hakeln, wenn der Faden am oberen Ende der Spule angekommen und der Füllstand recht niedrig ist. Das stört den Zwirnfluss und verursacht manchmal Fadensalat. Daher ist es hilfreich, diese Lazy Kate in eine leichte Neigung zu bringen, in dem man beispielsweise einen Keil aus Pappe oder Papier unterschiebt und das Ganze arretiert.

Alternativ passen die Spulen hervorragend auf die Lazy Kate von Schacht. Dort sind die Spulen liegend angebracht und hakeln daher nicht so leicht. Meist verwende ich die Schacht-Kate.

Nahaufnahme Lendrum Lazy Kate
Die Lazy Kate des Lendrum. Ein Brett, drei Stangen, eine offene Öse, ein Faden. Funktional, aber man muss ein bisschen tüfteln, bis man die optimale Position zum Abwickeln gefunden hat.

Besonderheiten

Beim Lendrum sind Wirtel und Flügel aus einem Stück. Bei anderen Rädern sind die Wirtel separat von Flügel und Spule zu montieren. Ob man das als Vor- oder Nachteil einschätzt, ist vermutlich sehr individuell.

Jeder Flügel ist mit drei nahe beieinanderliegende Übersetzungen ausgestattet. Ein bißchen mühsam wird es nur, wenn man z. B. auf die nächsthöhere oder -niedrigere Übersetzung wechseln will und dafür dann den ganzen Flügel tauschen muss. Das ist mir aber noch nie passiert, die Übersetzungen der Flügel sind ganz klug gewählt.

Und selbst wenn das passiert: der Flügeltausch ist sehr einfach über einen Klappmechanismus am Flügelkopf. Man legt die Klappe um und kann Flügel inkl. Spule einfach entnehmen. Das Schacht Flatiron hat einen ähnlichen Mechanismus vorn am Flügelkopf, der Umbau ist aber beim Schacht aus meiner Sicht deutlich mühsamer.

Vorteile und Nachteile

Als Vorteile empfinde ich bei diesem Rad:

  • die gut einstellbare Bremse
  • das umfangreiche Zubehör
  • den leisen und leichten Lauf
  • den einfachen Spulen- und Flügelwechsel.

Nachteile sind für mich:

  • es ist für ein Reiserad recht schwer (6 kg)
  • es ist nicht so einfach zu bekommen, da es in Deutschland nicht so viele Händler gibt. (Meines hatte ich damals in Großbritannien gekauft, der Händler existiert mittlerweile aber nicht mehr.)

Das einzige, was dem Rad aus meiner Sicht fehlt, ist eine vernünftige Befestigungsmöglichkeit für die Fasern, die man gerade spinnt. Ich habe lange den Knopf vom Einzugshaken benutzt, aber richtig gut funktionierte das nicht. Bei einem Spinntreffen bekam ich dann einen Tipp, und seitdem verwende ich einen breiten Gummi mit angenähtem Knopf, den ich über den Flügelkopf gezogen habe.

Flügelkopf und WooLee Winder FLügel am Lendrum sowie Gummischlaufe mit Knopf zur Befestigung des Fadens
Meine Lösung zur Befestigung des gesponnenen Fadens: eine Schlaufe aus schwarzem Gummiband mit angenähtem Knopf. Rechts unter dem silbernen Knopf ist der Kopf des Einzugshakens zu sehen (er steckt dort in seiner Halterung).

Macken?

Wirkliche Macken hat mein Lendrum DT nicht. Manchmal klackert der eine Knecht, weil er recht viel Spiel hat, und dann klemme ich ein Stück Stoff oder Filz ein, und schon ist es wieder leise.

Bei der höchsten Übersetzung des Fast Flyers passiert es mir manchmal, dass das Rad etwas vibriert. Beim WooLee Winder ist mir aufgefallen, dass es sich bei der höchsten Übersetzung oft schwer tritt, das ist aber der Spulenbremse geschuldet und nicht dem Rad selbst.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Rad bauartbedingt einen kleinen Totpunkt hat, wenn die Antriebsstange für das große Schwungrad genau oben (12 Uhr) oder genau unten (6 Uhr) positioniert ist. Das liegt daran, dass es zwar Doppeltritt hat, aber nur einen Knecht. Der Knecht ist nahe der zentralen Achse des Antriebsrades angebracht. Durch Treten bekommt man das Rad dann nur schwer in Bewegung gesetzt, und ich helfe dann immer mit der Hand nach (oder mit einem Fuß, wenn grad keine Hand frei ist). Außerdem habe ich mir angewöhnt, das Treten so zu beenden, dass das Rad nicht am Totpunkt stehenbleibt.

Wartung

Dieser Punkt fällt kurz aus: Eine Wartung ist im Grunde nicht nötig. Ich gebe immer einen Tropfen Spinnrad-Öl auf Teile, wo Reibung entsteht, und das ist eigentlich nur die Führung des Flügels im Einzugsloch und die Welle, auf der die Spule steckt. Den entstehenden Abrieb entferne ich regelmäßig mit einem weichen Lappen.

Wo kann ich es kaufen?

Hier ist der Haken – in Deutschland kann man das Lendrum DT derzeit wohl nur noch gebraucht kaufen. Ich habe meines damals bei PM Woodcraft in Großbritannien gekauft, aber diesen Shop gibt es nicht mehr, weil der Inhaber in Rente gegangen ist. Nun bleibt nur noch die aufwändige Variante, es von Übersee zu bestellen – oder vielleicht läßt sich ein Spinnradhändler Deiner Wahl überzeugen, es für Dich zu bestellen? Nachfragen lohnt bestimmt!

Innerhalb Europas habe ich nur diesen Shop gefunden:

Threashing Barn

Möglicherweise macht es mittlerweile auch keinen Unterschied mehr, ob man es in den Staaten bestellt oder in Europa – Zoll wird auch bei Bestellung in Großbritannien fällig.

The Woolery hat immer sehr gute Bewertungen, und auch bei Yarn.com und Paradise Fibers ist es erhältlich.

Fazit – Das Lendrum ist und bleibt mein Lieblingsrad

Ich bin rundum glücklich mit meinem Lendrum und habe den Kauf noch nicht eine Sekunde bereut. Bislang habe ich verschiedenste Garne darauf gesponnen, von Art Yarn über Boucle zu dickem Teppichgarn, und ich vermisse nichts. Ich kann intuitiv mit dem Rad arbeiten, es tut, was es soll und ich kann leicht einstellen, was ich für das Garn meiner Wahl brauche. Wenn ich etwas ausprobieren möchte, gehe ich immer zuerst ans Lendrum.

Dieses Rad würde ich mit all seinem Zubehör mit auf eine einsame Insel nehmen und bräuchte dann nichts mehr. Außer Schafe vielleicht.


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