Bücher kann ich ja nicht genug haben, und auch als Geschenke finde ich sie hervorragend geeignet. Die meisten der Bücher, die mich interessieren, erscheinen allerdings zuerst auf Englisch und werden auch nicht immer übersetzt. Wenn das für Dich kein Hindernis ist, dann hab ich hier eine Liste mit sehr unterhaltsamen englischen Büchern zu Fasern und Schafen.

Zu jedem Buch habe ich euch die ISBN angegeben. Alle Exemplare habe ich mir selbst gekauft und empfehle sie, weil ich sie selbst für empfehlenswert halte – ich bekomme kein Geld dafür.

Eine ganz tolle Auswahl schafiger und anderweitig textiler Literatur findest Du übrigens auch im online-Shop von Daughter of a Shepherd (in Großbritannien), über sie habe ich von der Existenz der meisten dieser Bücher überhaupt erst erfahren.

„Adventures in Yarn Farming“ von Barbara Parry

Buch "Adventures in Yarn Farming" liegt auf Terrassenfliese.
Leider etwas unscharf geworden, aber ausreichend erkennbar – Schafe, Garne und Strickstücke.

Dieses Buch (erschienen 2015) war das erste, das mich dem Thema Schafhaltung und Wollernte nähergebracht hat.

Es ist ein Hardcover mit Leinen-Rücken und wunderschönen Fotografien, die einfach nur zum Durchblättern einladen. Die Geschichte, wie Barbara ihre Farm in New England aufgebaut hat, wird an den Jahreszeiten entlang erzählt. Lammzeit im Frühling, die Kunst des Heumachens im Sommer, im Herbst Verarbeitung der Wolle in einer Fasermühle, Färben und der Verkauf auf diversen Festivals (z. B. New York State Sheep and Wool Festival, auch bekannt als„Rhinebeck“), Ahornsirup herstellen im Winter. Zwischendrin finden sich Strickanleitungen, Rezepte, sogar ein Ausflug zum Färben, Kämmen, Spinnen und Stricken von Mohair ist dabei.

Obwohl die Strickmuster selbst nicht mein Fall sind, gefällt mir die Vielfalt der Themen in diesem Buch. Es geht nicht nur um die Tiere, es geht um das große Ganze, um das Zusammenspiel all dessen, was es braucht, um erfolgreich ein Stück Land zu bewirtschaften.

Adventures in Yarn Farming. Four Seasons on a New England Fiber Farm“ von Barbara Parry. Roost Books 2013, ISBN 978-1-59030-823-3

„The Shepherd’s Life“ von James Rebanks

Buch "The Shepherd's life" liegt auf Terrassenfliesen
Meine gebraucht gekaufte Hardcover-Ausgabe von „The Shepherd‘s Life“

James Rebanks ist durch dieses Buch und seine tweets als @herdyshepherd1 vielen mittlerweile schon ein Begriff. Er hält selber Herdwick-Schafe und engagiert sich für Schafhaltung in seiner Heimat, dem Lake District. Unter anderem setzte sich dafür ein, dass diese Gegend von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wird.

In diesem Buch schreibt er über Schafhaltung im Lake District und dessen Besonderheiten anhand seiner eigenen Geschichte. Es beginnt mit Wordsworth, geht über die Perspektivlosigkeit für Jugendliche im ländlichen Raum des Lake Districts hin zu seinem Studium am Magdalen College (Oxford) und wie er über all die Zeit seine Wurzeln in dieser speziellen Gegend hatte. In meiner Ausgabe gibt es kaum Bilder, aber auch dieses Buch orientiert sich an den Jahreszeiten vom Sommer zum Frühling.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Stelle, an der er einen Vorfall mit zwei Jack Russels beschreibt. Der Hundebesitzer hatte sie von der Leine gelassen in der Annahme, sie wären allein in der Gegend. Die Hunde nahmen sofort eine Spur auf und hetzten, ihren Instinkten folgend, ein tragendes Schaf fast zu Tode.
Durch das Buch habe ich ein ganz anders Verständnis dafür bekommen, was es bedeutet, Tiere zu halten, welche Herausforderungen sich einem entgegenstellen.

The Shepherd’s Life. A Tale of the Lake District“ von James Rebanks.
Penguin Random House UK 2015, ISBN 978-1-846-14854-5

„Counting Sheep“ von Philip Walling

Buch "Counting Sheep" liegt auf Terrassenfliesen
Counting Sheep – das Cover dieses Buches hat mich sehr angesprochen.

Auf den ersten Blick ist dies ein unscheinbares kleines Büchlein, mit Fotos einiger Schafrassen in der Mitte und einem hübsch illustrierten Einband. Aber es hat es echt in sich. Philip Walling war selbst Schafhalter und weiß, worüber er schreibt.

Das Inhaltsverzeichnis schlägt den Bogen von ursprünglichen Schafen über die Römer hin zu einer Auswahl heute gehaltener Schafrassen, aber die Kapitelüberschriften täuschen – es geht nicht nur um eine Beschreibung der Schafrassen, sondern immer auch um damit Verbundenes, um Hintergründe und Geschichten. So erfährt man im Kapitel „The Romans and the wool breeds“ auch, wie das heutige britische Wollsystem mit dem British Wool Marketing Board funktioniert. Im Kapitel zu Leicester Longwool wird sehr eindrucksvoll beschrieben, was Fliegenmadenbefall bei Schafen anrichtet (einen Ausschnitt findest Du in meinem Blogartikel zu Mulesing). Und es geht um die katastrophalen Auswirkungen einer Schafkrankheit namens Scrapie, die als Variante der Creutzfeldt-Jacob-Disease (vCJD) auch Menschen treffen kann und im Zuge der BSE-Krise Mitte bis Ende der 1990er Jahre viele Tiere das Leben und Schäfer ihr Einkommen kostete.

Der Aufbau der Wollfaser wird in wenigen treffenden Worten genauso beschrieben wie die Entstehung der Kräuselung einer Faser. Dieses Buch kann man mehrmals lesen – ich hab es mir direkt mal wieder auf den Nachttisch gelegt. Für Mehrfachleser mit ganz gezielten Fragen gibt es einen Index, über den man gewünschte Themen schnell wieder ansteuern kann.

Counting Sheep. A Celebration of the Pastoral Heritage of Britain“ von Philip Walling
Profile Books 2015, ISBN 978-1846685057

„A Short History of the World According to Sheep“ von Sally Coulthard

Buch "A short history of the world according to sheep" liegt auf Terrassenfliesen
Die Cover-Illustration der Bücher von Sally Coulthard und Philip Wallin sind sich sehr ähnlich.

Der Titel dieses Buches hat mich sofort in seinen Bann geschlagen. Das ist doch mal was, die Weltgeschichte erklärt aus der Perspektive der Schafhaltung!

Sally Coulthard erzählt Geschichten. Dabei verwendet sie keinen so klaren roten Faden wie Philip Walling, aber dennoch wirkt die Erzählung in sich geschlossen. Es geht um Shetland und das Raufen von Schafen, Wikinger, um Hütehunde, das Waschen, Spinnen und Stricken von Wolle, den Reichtum der Kirche, Fischerpullover und Sklaverei.

Und auch in diesem Buch habe ich nebenbei einiges gelernt, was mich schon immer umgetrieben hat. In diesem Fall war es unter anderem die „Wool Sorter’s Disease“. Hättet ihr gewusst, dass früher Milzbranderreger (Bacillus anthracis, Anthrax) über die geschorene Wolle von Schafen verbreitet wurden? Die Wollsortierer steckten sich an der Wolle an und verstarben oftmals binnen kurzer Zeit. Diese Berufskrankheit sorgte offenbar dafür, dass die Lebenserwartung von Textilarbeitern in Bradford Mitte des 19. Jhd. bei 18 Jahren lag. Achtzehn. Seit ich das gelesen habe, bin ich im Umgang mit Rohwolle deutlich vorsichtiger geworden.

A Short History of the World According to Sheep“ von Sally Coulthard
Head of Zeus 2020, ISBN 9781789544206

„Vanishing Fleece“ von Clara Parkes

Buch "Vanishing Fleece" liegt auf Terrassenfliesen
Vanishing Fleece – ein recht kleines Buch, aber sehr kurzweilig geschrieben.

Clara Parkes ist seit vielen Jahren eine Woll-Enthusiastin. Sie hat Kolumnen und Bücher geschrieben (z. B. „A Stash of One’s Own“, „Knitlandia“), in denen sie der Wolle und den Garnen auf der Spur ist.

„Vanishing Fleece“ dreht sich um ein Experiment. Ein Schafhalter überläßt ihr einen Ballen Wolle (ca. 300kg), und sie macht sich auf die Reise, um diese Wolle so lokal wie möglich zu verarbeiten. Welche Infrastruktur gibt es in den USA, um ein Garn herzustellen? Sie erzählt die Geschichte dieses Projektes und auch der Menschen, die sie auf ihrem Weg kennengelernt hat. Mit dabei sind Enthusiasten, die uralte Maschinen aufkaufen, instandsetzen und mit selbstgebauten Ersatzteilen funktionstüchtig halten – weil ihre Kunden ohne sie aufgeschmissen wären. Sie gibt aber auch einen Blick hinter die Kulissen der Großen Wollindustrie, die so ganz anders funktioniert als regionale Wirtschaft.
Nicht alles aus diesem Buch ist auf Europa übertragbar, aber sicher das meiste. Etwas Vergleichbares aus dem deutschsprachigen Raum in Buchform habe ich bislang jedenfalls noch nicht gefunden – reinlesen lohnt also auf jeden Fall.

„Vanishing Fleece. Adventures in American Wool“ von Clara Parkes
Abrams Press, New York 2019, ISBN 978-1-4197-3531-8

„Fibershed“ von Rebecca Burgess und Courtney White

Buch "Fibershed" liegt auf Terrassenfliesen
Fibershed. Das Buch.

In dem Schwesterartikel mit deutschsprachigen Büchern habe ich es bereits erwähnt, daher darf dieser Klassiker auch hier nicht fehlen.

In diesem Buch geht es um nicht weniger als eine Neue Textilwirtschaft. Eine Textilwirtschaft, deren Produkte nicht 5x um den Globus gekarrt wurden, sondern aus den Fasern innerhalb einer bestimmten Region stammen – vom Anbau über Spinnen, Weben und Nähen bis zur Kompostierung. Eine solche Region nennt sich auf Englisch „Fibershed“, das etwas sperrige deutsche Wort dafür ist „Fasereinzugsgebiet“.

Das Buch behandelt im ersten Kapitel die Kosten von Fast Fashion – für die Umwelt, die Menschen und die Gesellschaft. Im Anschluss stellt es das Fibershed-Modell vor, das von Rebecca Burgess in ihrer Heimat Nordkalifornien ins Leben gerufen wurde. Dabei werden Begriffe wie Soil-to-Soil und Carbon Cycle besprochen, um begreiflich zu machen, wie die Textilproduktion mit der Landwirtschaft zusammenhängt. Denn letztendlich ist jedes Kleidungsstück aus Naturfasern ein Produkt der Landwirtschaft.

Allein schon die Geschichte der Fibershed-Bewegung macht das Buch unglaublich lesenswert. Hier werden nicht nur Theorien und Postulate vorgestellt, sondern fundierte Erkenntnisse aus vielen Jahren Arbeit in diesem Bereich. Eine Fülle von Quellen und Ressourcen hilft bei der Vernetzung und der Übertragung des Modells auf die eigene Region – denn natürlich muss es immer auch den regionalen Gegebenheiten angepasst werden. Mittlerweile gibt es weltweit schon über 40 Regionale Fibersheds wie Fibershed DACH!

Fibershed. Growing a Movement of Farmers, Fashion Activists, and Makers for a New Textile Economy“ von Rebecca Burgess, Courtney White
Chelsea Green Publishing 2019, ISBN 978-1-60358-663-4

„Making a Life. Working by Hand and Discovering the Life You Are Meant to Live“ von Melanie Falick

Buch "Making a life" liegt auf Terrassenfliesen
Making a Life – Ein großes, schweres Hardcover-Buch mit fantastischen Bildern und Geschichten.

Erst kürzlich wurde mir dieses Buch empfohlen – und ich musste es mir direkt kaufen. Mit vielen wunderschönen inspirierenden Fotografien, in dem ich auch ohne zu lesen einfach nur gerne blättere. Es versammelt zu Themen wie „Remembering“, „Slowing Down“ oder „Joining Hands“ eine Vielzahl von Geschichten von Menschen, die kreativen Passionen nachgehen und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Das sind nicht immer nur Fasern, auch Töpfern oder Weidenflechten sind dabei. Für mich ausschlaggebend war die Geschichte über Judith McKenzie. DIE Judith McKenzie, die so fantastisch spinnt und färbt und Bücher geschrieben hat.
Die Schrift ist für mein Empfinden etwas klein geraten, sie passt aber sehr gut zur generellen Aufmachung. Vielleicht ist es also nur an der Zeit für mich, eine Lesebrille anzuschaffen…

Making a Life. Working by Hand and Discovering the Life You Are Meant to Live“ von Melanie Falick. Artisan (2019), ISBN 978-1-57965-744-4


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