Hier sammle ich wieder monatlich Zahlen und Interessantes zu den Fasern, die ich jeweils versponnen habe. Wie immer erscheinen diese Posts zuerst auf Instagram und ich übernehme sie dann hier im Blog.
Januar ’24
Es ist wieder soweit – Zeit für den ersten Spinncounter des Jahres!
Diesen Monat war ganz schön was los, und dennoch hatte ich Zeit einige Garne fertigzustellen, die über die letzten Monate so aufgelaufen waren.
Da war zum einen das schöne braune Thüringer Merinolandschaf, ein wunderbar elastisches und lebendiges Garn (mit Thüringer Heu!). Es ist bestimmt für einen Pullover, für den das Milchschaf aus dem letzten Jahr leider zu dick war, wie ich in der Maschenprobe feststellen musste.
Versuchsweise habe ich auch das weiße Vorgarn von der Spinnerei Lengenfeld etwas ausgezogen und verdreht, um einen etwas dünneren Faden zu bekommen (ich konnte es nicht lassen… so dick zu spinnen fühlt sich nicht richtig an). Herrliches Garn ist es geworden!
Dazu kam noch braunes Garn aus Ouessant-Fasern. Dieses Garn war komplett anders, haariger, kein bißchen elastisch, aber auch ganz speziell. Es ist auf meinen Lieblingsspindeln entstanden.
Außerdem: Whitefaced Woodland. Eine robuste, aber sehr schön fluffige und elastische Faser. Ich habe es ganz dick versponnen (für meine Verhältnisse), das gefiel ihm ganz gut. Das Garn ist mittlerweile schon in ein paar Deckenquadrate eingestrickt.
Die Bilanz: Beachtlich, wie ich finde! Ein gutes Kilo und mehr als 1,5 km Garn.
- 3 Rassen
- Lauflänge 1729m
- Gewicht 1038 g
Februar ’24
Der Frühling kommt! Das sieht man ganz deutlich an meinem Februar-Garn!
Diesen Monat bin ich kaum so richtig zum Spinnen gekommen. Knapp 400g und 500m dreifädiges Garn sind dennoch fertiggeworden. Ich habe Shetland-Garn aus meinen Faser-Vorräten fertiggestellt, das ich mit dunklem Merino für einen Pullover vorgesehen habe. Die Schafe standen teils hier in Brandenburg, teils in Mecklenburg-Vorpommern, und sie waren ziemlich krümelig. Mein Spinnrad und eigentlich der ganze Spinnplatz waren ziemlich eingesaut…
Daneben habe ich Bergschaf- /Tiroler Steinschaf (eine Mischung, die ich bei @raresheep auf dem Wollefest Tegel erstanden habe) auf meiner Lieblingsspindel weitergesponnen. Das ist aber noch nicht fertig, daher zeige ich noch keine Bilder und es zählt auch nicht in die Statistik.
Außerdem völlig außer Konkurrenz gelaufen: der Flachs vom Workshop. Aber wenn ich in meine Kristallkugel schaue, sehe ich da noch so einiges flachsiges im Sommer auf mich zukommen…
Die Bilanz: überschaubar.
- 3 Faserarten
- Lauflänge 494 m
- Gewicht 374 g
März ’24
Es war wieder ganz schön viel los bei den Faserexperimenten, sodass ich fast gar nicht zum Spinnen gekommen bin…
Anfang des Monats habe ich Flachswerg gesponnen – und ich konnte gar nicht so schnell nachhecheln, wie ich gesponnen habe (kommt daher der Begriff „hinterherhecheln“…?) Als das Werg alle war (große Spule, habe ich mich mit der mittleren Qualität beschäftigt. Zuerst habe ich etwas auf einen Handrocken gebunden und mit der Spindel gesponnen (ganz links im Bild, aber das hat mich nicht überzeugt. Ich brauche beide Hände zum Ausziehen, wenn aber die eine am Rocken „gebunden“ ist, funktioniert das für mich nicht gut. Danach bin ich zum Rad übergegangen und habe mich in der Technike des „Spinnens aus dem Handtuch“ versucht. Damit kam ich viel besser klar. Sobald ich wieder was gehechelt habe, wird weiter Flachs gesponnen. Mega: Ich hab mein Spinnrad auf Irish Tension umgestellt zum Flachsspinnen, und das geht echt gut!
Zwischendrin hüpften mir Merinofleischschaf und mein allgegenwärtiges Shetland auf die Spindel. Das Shetlang hatte iche igentlich schon wieder weggelegt, aber dann musste es spontan doch wieder aus dem Keller geholt werden. Ich hatte nämlich begonnen, aus dem bereits gesponnenen Garn einen Pullover zu stricken. Dabei stellte sich heraus, dass ich in der Vorbereitung offenbar die Anleitung nicht ganz korrekt gelesen hatte – Stichwort Vordergrundfarbe und Hintergrundfarbe. Ich hatte ganz viel Braun gesponnen und etwas helles Shetland, weil braun die Hauptfarbe und hell die Kontrastfarbe sein sollte. So weit so gut, stellt sich nur heraus, dass die Hauptfarbe, die für den Kragen verwendet wird, NICHT die Hintergrundfarbe ist. Das hat dann auch erklärt, warum meine Maschenprobe viel dunkler wirkte als das Foto in der Anleitung. Nuja. Ich spinne noch was nach. Ein Hoch auf Spinndokumentation.
Fertiggeworden ist diesen Monat nichts, daher gibt es auch keine Lauflängen zu berichten.
- 3 Faserarten
- Lauflänge — m
- Gewicht — g
April ’24
Man könnte fast meinen, ich komme gar nicht mehr zum Spinnen… und ein kleines bißchen ist das wohl auch so.
Der April ist vorbei, und auch diesen Monat ist spinntechnisch nicht viel passiert. Immerhin, ein bunter Kammzug wurde fertig – ganz abseits meiner eigentlichen Präferenzen. Aber der Reihe nach.
Insgesamt habe ich diesen Monat 4 Faserarten verarbeitet:
Shetland. Wie auch letzten Monat muss ich etwas nachspinnen, damit es für den Pulli reicht, den ich gerade stricke.
Flachs. Ich habe Anfang des Monats meine neu gebaute Hechel vorgeholt und ein, zwei Zöpfe gehechelt. Die daraus resultierenden unterschiedlichen Faserqualitäten arbeite ich nach und nach auf, im Augenblick spinne ich den Langflachs naß auf zwei Spulen, um sie am Ende eventuell zu verwirnen. Ich weiß noch nicht genau, was ich damit mache – vielleicht Brotbeutel, Faserbeutel, Tischdecken..? Eins weiß ich: das macht ganz schön viel Krümel, daher werde ich das Flachs-Spinnen am besten nach draußen verlegen.
Falkland / Nylon-Mischung: Die hüpfte mir aus #deepstashnine in den Korb, als ich zum letzten Spinntreff wollte und – oh Schreck – gar nichts portables zum Spinnen da hatte! Also hab ich mir (noch ganz inspiriert von meiner Arbeit am letzten Blogartikel über meine Spindeln) meine Lieblings-Fallspindel geschnappt und den Kammzug, der ganz oben in der Kiste lag. Und schwuppdiwupp, waren die knapp 100g fertig. (Verzwirnt habe ich sie dann aber doch am Rad…). Immerhin: Fertig!
Ryeland-Kreuzung. Letzte Woche fiel mir im Keller eine Tüte mit einer Ryeland-Kreuzung in die Hände, die schon etwas abgelagert und komprimiert war. Die Zeit war gekommen, sie zu verarbeiten, und seither sitze ich immer mal, hörbuchhörend, und zupfe und kardiere diese Wolle. Es entsteht relativ viel Abfall durch eine Bruchstelle in den Fasern, aber das Garn ist wunderbar elastisch.
- 4 Faserarten
- Lauflänge 260 m
- Gewicht 95 g
Mai ’24
Der Mai war flauschig 🙂 ich habe ein wenig gesponnen, aber hauptsächlich habe ich Wolle sortiert, gewaschen und Ideen gehabt. Aber mal der Reihe nach…
Nach zwei recht ergebnisarmen Monaten ist wieder ein bißchen Garn fertiggeworden – nämlich das Shetland-Garn für den Pullover, den ich gerade stricke (ich hatte die Anleitung nicht richtig gelesen und von einer Farbe zu wenig und von der anderen zu viel gesponnen…tja. Es ist nicht ganz genau so geworden wie das, was ich im Februar gesponnen hatte (jetzt 1600 m/kg, im Februar 1300 m/kg), aber ich hoffe, es ist ähnlich genug.
Kurz vor Schluß ist mir eine geschenkte Faserprobe einer interessanten Kreuzung aus Moorschnucke und Gotländischen Pelzschaf auf die Spindel gehüpft. Ich habe da eine Idee für eine Art Schafrassen-Bibliothek – aber das erzähle ich später.
Von der Ryeland-Kreuzung aus der Arche Warder habe ich ja schon berichtet, nun bin ich endlich auch zum Spinnen gekommen. Die Fasern sind sehr schön, bauschig, fein und haben eine tolle Farbe. Aber an der Schnittkante gibt es eine Art rise, so dass dort immer ca 1cm Fasern abreißen und Knübbelchen im Garn machen würden. Ich bin kein Knubbel-Fan, und so reiße ich diese Fasern Locke für Locke ab und kardiere mir Rolags. Ganz meditativ und langsam. Auf Instagram habe ich auch Videos dazu gepostet.
Nebenbei habe ich immer mal ein bißchen Merinofleischschaf auf den Spindeln, davon hab ich sehr viel.
- 4 Faserarten
- Lauflänge 447 m
- Gewicht 286 g
Juni ’24
Es war schon fast wieder zu heiß zum Spinnen im Juni, aber trotzdem habe ich das Garn aus Ryeland-Cross fertigbekommen, das ich im Mai angefangen hatte. Ein großer Ansporn war die Aussicht auf ein weiteres Garn, dass ich aber erst anfangen wollte, wenn das Ryeland fertig ist. Und yeah, geschafft!
Insgesamt habe ich im Juni ziemlich viel rumprobiert und Pröbchen gesponnen, es sind 6 Faserarten zusammengekommen:
- Ryeland Cross der Arche Warder (das macht die Laufmeter diesen Monat)
- Border Leicester Cross (ebenfalls Arche Warder) – noch in Arbeit
- Bluefaced-Leister-Alpaka-Mischung (auf meinen Spiralspindeln, so toll!)
- Erzgebirgisches Landschaf (beim Fasertausch in Velten bekommen, damit probiere ich gerade alte ungarische Spindeln aus – geht super))
- Kreuzung aus Gotländischem Pelzschaf und Rauhwolligem Pommerschem Landschaf (kurz: GPS x RPL, das wird MEINE Faser im Juli! Hachz!)
- Merinolandschaf in braun (von der lieben Nathalie aus der Spinngruppe – eine fantastische Faser)
Die Ryeland- und Border Leicester-Kreuzungen sind beide recht kräuselige Fasern und geben ein schön elastisches Garn (wobei das Border Leicester noch nicht fertig ist).
Die Bluefaced-Leicester-Alpaka-Mischung spinnt sich ganz wunderbar. Die Tiere leben in Sachsen auf der Alpakawiese Blumrich , und die Bluefaced Leicester sind auch in Sachsen beheimatet. Dieses Spinnprojekt begleitet mich immer zu diversen Sportveranstaltungen.
Und jetzt: Der Knüller. Das GPS x RPL. Das Vlies hatte ich im Mai gewaschen, und schon da konnte ich die Locken kaum aus der Hand legen. Mit diesen Locken habe ich erste Proben aus der Flocke gesponnen, und was soll ich sagen: ich bin hin und weg. Der Rest der Locken wird jetzt fluffig versponnen, und dann wird ein Dänisches Bindetuch draus.
Parallel dazu mache ich ein weiteres Experiment: Aus der Flocke “in the grease”, wie man im Englischen so schon sagt. Bislang war mir das immer suspekt, weil nicht gewaschen, und ich konnte mir die Vorteile des Verfahrens nicht wirklich gut vorstellen. Aber: Ich experimentiere, und ich werde berichten.
- 6 Faserarten
- Lauflänge 803 m
- Gewicht 617 g
Juli ’24
Also, wenns läuft, dann läufts… anders kann ich das Ergebnis vom Juli nicht beschreiben. Das Experiment “aus der Flocke spinnen” war ein voller Erfolg! Im Juni hab ich die ersten Proben gemacht, jetzt im Juli Locke für Locke hergenommen und aufs Rad laufen lassen. Und Zack! Fertig. Unfassbare 1694 g Garn sind entstanden, und davon waren 1586 g von einem wunderschönen gemischt-grauen Mischlings-Schaf aus Gotländischem Pelzschaf und Rauwolligem Pommerschen Landschaf.
Das Vlies war sehr groß, und ich habe es beim Sortieren in “hell” und “dunkel” aufgeteilt, nicht so sehr nach der Stapellänge. Entsprechend habe ich 4 Stränge etwas helleres und 5 Stränge etwas dunkleres, wunderschön meliertes Garn herausbekommen. An einigen Stellen musste ich etwas schummeln, weil die Locken nicht ganz so schön und etwas eingestreuselt waren – da hab ich dann kurzerhand die Handkarden gezückt und ein paar Rolags gedreht. Ob man das am Garn merkt, werde ich beim Stricken sehen. Mit diesem Projekt habe ich nun gleich 2 Dinge auf einmal geübt: das aus der Flocke spinnen und das dick spinnen – das Garn hat um die 600 m/ kg und 6-7 WPI, also weit jenseits meiner üblichen Trampelpfade beim Spinnen. Aber die Fasern haben es so gewollt! Überhaupt erscheint es mir so, dass die heimischen Schafrassen am besten rauskommen, wenn man sie etwas dicker und mit weniger Drall spinnt. Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht?
Das einsame weiße Strängelchen im Bild stammt vom “Erzgebirgischen Landschaf”, das ich beim Fasertausch beim Spinntreff in Velten im Juni gezogen habe. Sehr interessant, es enthielt auch noch viel Fett. Daneben habe ich noch Merinolandschaf aus der Flocke gesponnen (aber nur so Pröbchen – der Rest steht schon bereit…)
- 3 Faserarten
- Lauflänge 1123 m
- Gewicht 1694 g
August ’24
Frisch zurück aus der Sommerpause gibt es heute wieder die spinntechnische Zusammenfassung des Augusts im Hause faserexperimente.
Der August war … übersichtlich. Ich habe an zwei Faserarten gesponnen:
- die BFL-Alpaka-Mischung aus Sachsen, die ich mit meinen Lieblingsspindeln spinne, immer lang hin
- braunes Merinolandschaf aus der Flocke.
Die BFL-Alpaka-Mischung ist von der Naturfasermühle Böhme zu Kardenband verarbeitet worden, und wer das einmal in der Hand hatte, weiß: das spinnt sich im Grunde ganz von alleine, das ist purer Luxus in Tüten. Das ist so entspannt, das genieß ich am liebsten so lange wie möglich, indem ich es auf den Spindeln mit Spiralkerbe und Wechselwirtel spinne, ganz gemütlich. Zwei Drittel sind ungefähr schon gesponnen. Was es wird, wenn es fertig ist? Keine Ahnung! Ich lasse mich überraschen.
Das Merinolandschaf stammt noch aus meinem “Aus der Flocke”-Experiment. Ich hatte mich entschlossen, es nicht in the grease zu spinnen, sondern die Flocken zu waschen und dann zu spinnen. Dennoch ist beim Waschen noch einiges an Lanolin dringeblieben – offenbar ist entweder die Füllmenge im Wäschenetz zu hoch gewesen oder die Power Scour-Menge zu niedrig oder beides. Jedenfalls klebt das Garn jetzt ein kleines bißchen und riecht, nunja, nach älterem Lanolin. Das macht das Gestrick eventuell etwas wasserabweisender. Sollte mir das nicht gefallen, wasche ich das Garn einfach nochmal. Aber das zeigte mir mal wieder: Der Erfolg vom Wolle waschen ist hängt enorm von der Faser ab und es gibt nicht Das Eine Rezept. Die erste, hellere Hälfte hab ich jetzt versponnen, die zweite, dunklere Hälfte des Vlieses kommt jetzt im September dran.
- 2 Faserarten
- Lauflänge 324,2 m
- Gewicht 277,4 g
September ’24
Bevor es Anfang nächster Woche losgeht zum Großen Jahrestreffen der Handspinngilde , habe ich schon mal die September-Garne vermessen. Und obwohl der September ziemlich gesteckt voll war mit Terminen, ist doch was fertig geworden!
Ich habe an den gleichen zwei Faserarten gesponnen wie schon im August:
- die BFL ( Blue-Faced Leicester) -Alpaka-Mischung aus Sachsen und
- braunes Merinolandschaf
Was mich immer wieder fasziniert: ich kann monatelang an einem Garn spinnen, aber das Zwirnen (das ich zugegebenermaßen am Rad mache) dauert nur 1 -2 Nachmittage… Das war jetzt auch bei der BFL-Alpaka-Mischung so, die gefühlt kein Ende nehmen wollte. Ich füllte Spindel um Spindel und die Fasern wurden nicht weniger. Beim Ausmessen wurde mir auch klar wieso: 247 g und 699 m (Grist ca 2800 m / kg ca 18 WPI). Das waren mal eben 1400m Singles. Auf Spindeln. Das… kann schon mal dauern.
Wusstet ihr, dass es in Deutschland nur ganz wenig Blue-Faced-Leicester-Schafe gibt? Mir ist nur eine Herde in Sachsen bekannt. Der Schäfer hat die Schafe aus Großbritannien importiert, bevor es dort einen Exportstop für die Tiere gab. Die Fasern sind bei Spinnern sehr begehrt, weil sie etwas länger (und damit gut spinnbar) sind und einen schönen Glanz haben.
Das Merinolandschaf stammt noch aus meinem “Aus der Flocke”-Experiment. Die hellere Hälfte hatte ich im August fertiggestellt, die dunklere Variante kam jetzt im September dran. Allerdings bin ich doch dazu übergegangen, die Fasern zu kardieren, dieser Teil des Vlieses war nicht so gut aus der Flocke zu verarbeiten.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, und obwohl das Garn nicht mehr ganz so lebhaft ist wie das aus der Flocke gesponnene (durch das Kardieren wird doch schon einiges farblich ausgeglichen), ist es keineswegs “einfarbig”. Jetzt könnte ich sogar was mehrfarbiges mit den zwei Brauntötnen daraus machen (im letzten Bild sieht man sie nebeneinander). Da müsste ich doch noch was im Stash haben…?
- 2 Faserarten
- Lauflänge 1143 m
- Gewicht 621,6 g
Oktober ’24
Wusch! Oktober ist vorbei, und es wird wieder Zeit für den Spinncounter!
Der Monat war sehr voll und intensiv. Es ging gut los mit dem Handspinngildetreffen, wo ich Kurse gegeben hab und fast nicht zum Spinnen kam. Kaum wieder zu Hause wurde ich krank, war aber glücklicherweise pünktlich zu den Ferien wieder fit. Allerdings bin ich dadurch mit den Vorbereitungen für den Kardierkurs im November etwas in Rückstand geraten, so dass ich es leider nicht zum Brechelfest nach Dresden in den Wandelgrund geschafft habe. Dennoch: Zwei Faserarten hab ich gesponnen (wenn man von den Kursfasern mal absieht), und es war wieder sehr lehrreich!
In Anlehnung an das Aus-der-Flocke-Motiv des letzten Monats habe ich Wolle von meinem Patenschaf Rieke gesponnen. Sie ist eine Kreuzung aus Gotländischem Pelzschaf und Rhönschaf. Ihr Vlies ist weiß, lang und glänzend, eher wellig als gekräuselt und von der Feinheit deutlich mehr am Rhönschaf als am Gotländischen Pelzschaf. Ich wollte den Glanz nicht komplett verlieren beim Spinnen, auf der anderen Seite wollte ich aber auch kein Kammgarn daraus spinnen aus Sorge, dass es dann schwer, dicht und kratzig wird. Der größte Teil der Locken ließ sich einfach aus dem Vlies trennen und behielt auch seine Struktur bei, und weil ich mit dem Aus-der-Flocke-Spinnen letztens gute Erfahrungen gemacht habe, spann ich jede Locke einzeln aus der Falte, um etwas Luft und Leichtigkeit in das Garn zu bekommen. Erste Proben waren vielversprechend, ganz dick gesponnen war das Garn sehr schön flauschig (aber auch pilling-anfällig), in meiner üblichen Dicke gesponnen war es weniger flauschig, hatte aber immer noch ein richtig tolles Maschenbild. Ich entschied mich für das dünnere Garn, weil ich keine Kleidungsstücke aus bulky Garnen trage, und hoffe nun, dass es für eine Weste reichen wird. Eventuell muss ich mit etwas anderem ergänzen.
Daneben habe ich Kent Romney (gekauft im Januar in den Tegeler Seeterrassen) auf meinen Spiralspindeln fertiggesponnen. Das Vlies war leider nicht ganz so schön, es war viel Nachschnitt drin, der nicht mehr gut rauszunehmen war und somit wurde das Garn deutlich unregelmäßiger als ich es mir gewünscht hätte. Aber nun hab ich auch mal Kent Romney versponnen, und kann sagen: tolle Faser. Weich, eine schöne Faserlänge, leicht elastisch, tolle Farbe. Kann ich empfehlen.
- 2 Faserarten
- Lauflänge 715 m
- Gewicht 576,1 g
November ’24
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Tage werden kürzer und die To-Do-Listen wieder deutlich länger – drum gibt es jetzt im November für meinen Spinncounter gar nicht so viel zu berichten.
Wenn ich mal die Rassen, die wir beim Spinnkurs verwendet haben, nicht mitzähle, dann habe ich eigentlich nur zwei Rassen gesponnen diesen Monat.
Rasse Nr. 1: Ein dunkler Border-Leicester-Mix, ich glaube es war eine Erstschur. Im Juni hatte ich die Fasern schon mal in der Hand, aber (wie das so ist), eine andere Faser war immer noch schöner als diese. Nun endlich kam ich dazu, mich intensiver damit zu beschäftigen.
Ich habe das Vlies 2020 von der Arche Stocksee gekauft und gleich gewaschen. Die Locken waren ziemlich umwerfend, die Fasern sehr weich mit viel Crimp. Leider waren die Spitzen auch sehr empfindlich und an manchen Stellen waren die Fasern auch brüchig. An den Schnittstellen versteckte sich Nachschnitt, der sich da ziemlich gut versteckte. Lange wusste ich nicht, was ich mit dem Vlies machen sollte – über die Trommelkarde? Oder doch lieber Handkarden? Mischen?
In Vorbereitung auf den Kardierkurs habe ich die Tüte aus dem Keller geholt und einfach mal meine Handkarden geschwungen. Und recht schnell festgestellt: diese Locken waren sehr kompakt. Sie enthielten noch etwas Lanolin und ich musste sie erst aufzupfen, damit sie mir auf den Karden nicht zerreissen und noch mehr Knubbel machen, als ohnehin schon drin sind. Und so hab ich mir wahlweise Hörbücher auf die Ohren getan oder Spinnvideos angeschaut, und einmal kam das Körbchen mit den Löckchen auch mit zum Spinntreff. Fertig geworden ist aber noch nichts.
Rasse 2: Australisches Merino. Als ich den 3. Teil meiner Artikelserie zu den Handspindeln schrieb, holte ich meine liebste Support-Spindel zum Fotografieren raus. Diese Spindel stammt aus Australien und ich habe mir dazu noch etwas Faser bestellt (das ist schon etliche Jahre her). An diesen 100g Fasern spinne ich schon sehr lange, quasi seit ich die Spindel habe. Sie sind so unfassbar fein, dass sie sich unglaublich dünn ausspinnen lassen – tja, und dann ist man eben seeeeehr lange mit Spinnen beschäftigt. (Plus: Ich kann nicht unbegrenzt auf Support-Spindeln spinnen, da tut mir irgendwann der Antriebsdaumen weh.) Jedenfalls war australisches Merino mal ein super Kontrastprogramm zu den hiesigen Rassen, die ich sonst so spinne.
- 2 Faserarten
- Lauflänge — m
- Gewicht — g
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